Messen, Tagungen und Events abgesagt. Fußballspiele ohne Zuschauer, leere Hotels, leere Restaurants und Gaststätten. Die Menschen sind zunehmend verunsichert und bleiben zuhause. Die Corona-Welle trifft den Außer-Haus-Markt mit voller Wucht: Nach einer Blitzumfrage des Dehoga Bundesverbandes von letzter Woche, an der sich fast 10.000 Hotels, Caterer und Restaurants beteiligten, beklagen 82,9 Prozent der Hoteliers und 84,5 Prozent der Eventcaterer Umsatzeinbußen. Tatsache ist: Wenn die Hotels leer sind, leidet auch die Gastronomie. Hier melden 72,9 Prozent der Restaurants Umsatzverluste. „Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag“, sagt Guido Zöllick, Präsident des Dehoga Bundesverbandes. Verschärfend komme hinzu, dass die Betriebe massiv über fehlendes Neugeschäft klagen. 90,4 Prozent berichten über Rückgänge bei Neubuchungen. Der durchschnittliche Rückgang beträgt 38,0 Prozent. Wie die Umfrage zeigt, betreffen die Umsatzausfälle derzeit vor allem das Firmengeschäft. Aber auch die private Nachfrage geht spürbar zurück.
Keine Entspannung der Lage erwartet
„Wir müssen davon ausgehen, dass sich diese Situation in den nächsten Wochen, möglicherweise auch Monaten, nicht nennenswert entspannen wird“, sagt Birte Kleppien, Sprecherin der Radeberger Gruppe, auf Nachfrage von Getränke News. Die Braugruppe nehme das Thema ernst, gehe es aber mit Besonnenheit an. In der teilweise aufgeheizten Debatte sei es wichtig, mit Augenmaß die richtigen Maßnahmen für die Mitarbeiter, Produkte und damit für das Unternehmen einzuleiten, erklärt Kleppien. So seien schon sehr früh in der Debatte alle Reisen in die betroffenen Gebiete eingestellt worden, auch das Besuchswesen aus diesen Ländern wurde ausgesetzt und Empfehlungen für standortübergreifende Meetings innerhalb der Unternehmensgruppe wurden ausgesprochen. „Auch unsere Brauereiführungen haben wir – rein präventiv, zum Schutz unserer Mitarbeiter und unserer Gäste – schon seit einiger Zeit an allen Standorten bis auf Weiteres unterbrochen“, so die Sprecherin.
Brauereiführungen eingestellt
Auch bei Krombacher, Warsteiner und Veltins finden keine Brauereiführungen mehr statt. „Wir besuchen aktuell keine Messen, alle Flug- und Bahnreisen wurden eingestellt. Viele persönliche Besuche ersetzen wir durch Video- und Telefonkonferenzen“, sagt Krombacher-Sprecher Peter Lemm. Veltins-Sprecher Ulrich Biene: „Wir wollen das Risiko der Infektionen minimieren und haben deshalb vorerst bis Ostern die Brauereibesichtigungen eingestellt.“ In Sachen Absätze ist Veltins noch gelassen: „Die Flaschenbierabsätze sind weiter stabil, in der Gastronomie erwarten wir Rückgänge.“ Dabei sei der März für die Absatzplanungen nicht so relevant wie ein Sommermonat, da bis Ostern relativ wenig Veranstaltungen stattfinden, erklärt Biene.
Auslandsgeschäft bricht ein
Die Bitburger Braugruppe erwartet einen deutlichen Rückgang im Auslandsgeschäft. Italien ist für Bitburger ein großer Absatzmarkt. Auch China und andere asiatischen Länder sind für die Braugruppe bedeutend. Auch die Warsteiner Brauerei spürt dort bereits die Folgen: „In dem für uns wichtigen asiatischen Markt hat sich das Konsumverhalten stark verändert. Die Absätze gehen zurück“, sagt Warsteiner-Sprecherin Sinje Vogelsang. „Wenn Regionen abgesperrt werden, hat das zwangsläufig Auswirkungen auf Handelsbeziehungen, wenn Touristenströme in den üblichen Reisezielen ausbleiben, leiden dort alle Produktgattungen, auch die Importe“, sagt Birte Kleppien.
Alle Lieferanten betroffen
Fazit: Diese Viruswelle wird nicht ohne Spuren an der Getränkewirtschaft vorbeiziehen. Wenn über Wochen oder gar Monate Großveranstaltungen in ganz Deutschland ausfallen, wenn Fußballspiele ohne Publikum abgehalten, wenn Messen, Übernachtungen, Caterings, Feste und Events in großem Stil storniert werden, die Menschen nicht mehr ausgehen, nicht mehr die Gastronomie, Kinos, kulturelle Einrichtungen besuchen, muss das zwangsläufig auch massive Auswirkungen auf alle Lieferanten des Außer-Haus-Marktes haben.
Wie stark der Getränkefachgroßhandel von der Corona-Epidemie betroffen sein wird, ist derzeit noch schwer einzuschätzen, erklärt Dirk Reinsberg, Vorstand des GFGH-Bundesverbandes. „Was wäre bespielsweise, wenn Betriebe wegen kranker Mitarbeiter oder Quarantäne nicht lieferfähig wären?“, so Reinsberg. Insbesondere kleinere Unternehmen könnten dann handlungsunfähig werden.