Die Weinkellerei Reh Kendermann hat ihr Geschäftsjahr 2022/23 (Juli 2022 bis Juni 2023) mit einem Minus von 3,4 Prozent auf rund 87 Millionen Euro abgeschlossen. Wie für die Weinbranche insgesamt seien auch für das Binger Unternehmen die Rahmenbedingungen mit Inflation, steigenden Rohstoffpreise und hohen Zinsen „keineswegs ideal“ gewesen, resümiert Geschäftsführer Alexander Rittlinger. Umsatz- und absatzmindernd wirkten sich zusätzlich der Wegfall von Handelsware aus Italien und der Ausstieg bei einem Discounter aus.
Exportgeschäft belastet Gesamtergebnis
Im zurückliegenden Jahr belastete vor allem das Auslandsgeschäft die Bilanz. Nach wie vor exportiert Reh Kendermann in 39 Länder. Während das Asiengeschäft sich deutlich erholte und vor allem China zulegen konnte, tat sich die Weinkellerei mit Nordamerika schwer. Der wichtige kanadische Markt litt überproportional. Auch die skandinavischen Länder entwickelten sich rückläufig. An Fahrt nehmen hingegen die Geschäfte im Baltikum auf, allen voran in Estland.
Der britische Markt ist für Reh Kendermann traditionell sehr bedeutend. Aufgrund der nach wie vor angespannten Wirtschaftslage und der Verschiebung des Geschäfts zugunsten der Discounter sei der Absatz bei den großen Händlern hinter den Erwartungen zurückgeblieben, teilt das Unternehmen mit. Auch hier konnte die Kellerei die gestiegenen Kosten nur moderat und stark verzögert weitergeben. Durch die „Preisschlachten“ zwischen LEH und Discountern erlebe man „eine systematische Wertevernichtung“.
Indessen zahle sich aus, dass sich Reh Kendermann seit einigen Jahren klar auf das Premiumsegment konzentriere und für Kunden im In- und Ausland Premium- und Terroirkonzepte realisiere. „Dies macht uns in der Krise weniger anfällig“, erläutert der Geschäftsführer.
Auch Flaggschiff „Black Tower“ mit Minus
Unter den Marke ist Black Tower als die seit Jahrzehnten beliebteste deutsche Weinmarke im Ausland für die Kellerei weiterhin das wichtigste Standbein. In Folge des schwächelnden Geschäfts in Skandinavien und in Großbritannien musste allerdings auch sie Verluste hinnehmen. Es sei jedoch gelungen, die Marke stetig weiterzuentwickeln und neue Zielgruppen zu erschließen, so das Unternehmen. Die neue Premiumlinie „Black Tower Club Edition“ bleibe zwar noch hinter den Erwartungen zurück, werde aber bei den Konsumenten unter 35 Jahren immer beliebter.
Erneute Rekordabsätze verzeichnete indessen die Weinschorle „Strandgut“. Mit knapp 1,3 Millionen verkauften Flaschen zählt sie zu den führenden Marken-Weinschorlen in diesem Gebinde. Die rumänische Weinmarke Val Duna blieb 2022/23 nahezu stabil. Leicht zulegen konnte der Absatz von Lindeman‘s aus Australien.
Große Probleme bereiteten Reh Kendermann im vergangenen Jahr weiterhin die steigenden Glaspreise und die mangelnde Materialverfügbarkeit etwa bei Papier und Kartonagen. Sie seien aktuell zwar wieder zu haben, wegen der angespannten Lage sei man aber dabei, die Komplexität und Variantenzahl zu reduzieren.
Trotz aller Schwierigkeit blickt Alexander Rittlinger optimistisch in die Zukunft. „Unsere Diversifikation ist ein großer Vorteil, weil wir Schwankungen in einzelnen Bereichen ausgleichen und dabei immer noch gezielt investieren können.“