Die Brauerei Veltins meldet für das erste Halbjahr 2021 ein Absatzplus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,55 Millionen Hektoliter. Der Juni 2021 war sogar der absatzstärkste Monat in der gesamten Brauereigeschichte. Gut 360.000 Hektoliter wurden im Juni abgesetzt.
Aufgrund des Lockdowns ging zwar das Fassbiergeschäft der Brauerei im ersten Halbjahr um 39,5 Prozent zurück und war mit einem Anteil von nur vier Prozent schwach, dafür konnten die Veltins-Marken im Handel punkten. Insbesondere die Bierspezialität „helles Pülleken“, die im letzten Jahr neu auf den Markt kam, wird weiter stark nachgefragt und erzielte im ersten Halbjahr einen Absatz von rund 100.000 Hektoliter. Damit konnte das neue Produkt die Verluste beim Fassbier annähernd ausgleichen.
„Helles Pülleken ist unsere Antwort auf einen unbeschwerten Biergenuss in schwieriger Zeit“, sagt Veltins- Generalbevollmächtigter Michael Huber. Mit Blick nach vorn werde man noch das gesamte nächste Jahr benötigen, um die Pandemie hinter sich zu lassen, und könne frühestens 2023 in Gastronomie und Handel wieder zur Normalität zurückkehren. „Die Risiken für die Konsumentwicklung sind wägbar, aber nicht zu unterschätzen. Die Brauereien müssen sich auf wettbewerbsintensive Zeiten einstellen“, so Huber bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen.
Wachstum gegen die Marktentwicklung
Während die Brauerei Veltins im ersten Halbjahr zulegen konnte, schrumpfte insgesamt der deutsche Biermarkt. Bis Ende Mai lag das Minus bei 6,0 Prozent, 2,08 Millionen Hektoliter gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verloren. Bereits im ersten Halbjahr 2020 musste der Biermarkt aufgrund der Pandemie ein Absatzminus von 6,6 Prozent verzeichnen. Dennoch konnte die Brauerei Veltins ihre Marktposition weiter ausbauen: „Unser Vertrauen in den Biermarkt hat uns zur Offensivstrategie in Pandemiezeiten motiviert. Wir sind mit unserem Ausstoßzuwachs zufrieden, zumal wir damit an die Geschäftszahlen des Vor-Pandemiejahres anknüpfen“, so Huber.
Die Marke Veltins Pilsener behauptete im ersten Halbjahr ihre Position als drittstärkste Premium-Marke und erzielte im Handel einen Absatz von 1,03 Millionen Hektolitern (+0,1 Prozent). Die Biermix-Marke V+ litt unter dem ausgefallenen Eventgeschäft besonders stark und verzeichnete einen Rückgang von 5,7 Prozent auf rund 168.000 Hektoliter, während die Marke Grevensteiner um 0,4 Prozent auf rund 123.000 Hektoliter zulegen konnte. Erfreulich sei die Entwicklung der Fassbrausen, die um 28 Prozent auf rund 37.000 Hektoliter wuchs. „Wir beobachten während der Pandemie eine ausgeprägte Probierfreude der Verbraucher – die Shopper haben Lust auf Bier und Spezialitäten“, sagt Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb. Gerade über den historischen Lockdown hinweg hätten sich die Menschen die Abwechslung ins Wohnzimmer geholt. „Neue Produktimpulse konnten Wirkung entfalten wie die Entwicklung unseres hellen Pülleken beweist“, so Kuhl.
Personalprobleme in der Gastronomie
Die Gastronomie habe es nach den Beobachtungen von Veltins nach dem zweiten Lockdown deutlich schwerer als nach der erzwungenen Auszeit im letzten Jahr. „Sieben Monate aus dem Markt gedrängt zu werden, bleibt in der Gastronomielandschaft nicht ohne strukturelle Spuren“, so Kuhl. Die Rückkehr der Gäste geschehe regional in einem sehr unterschiedlichen Tempo und sei vielen Faktoren unterworfen. Hinzu kommen Personalprobleme, die durch die Abwanderung in andere Branchen erst wieder behoben werden müssten. „Wir stehen unverändert an der Seite der Betriebe, zumal die Gastronomie gezeigt hat, was Durchhaltevermögen in der Krise bedeutet – man hat die Ärmel hochgekrempelt und ist durchgestartet“, sagt Kuhl.
Folgen der Pandemie noch lange spürbar
Die Brauwirtschaft werde noch lange an den Folgen der Pandemie zu leiden haben. „Wir hoffen auf eine langsame Entspannung in der zweiten Jahreshälfte, gehen aber davon aus, dass das gesamte Gastronomiejahr 2022 im Zeichen der Gesundung steht, ehe 2023 wieder Normalität eintritt“, prognostiziert Michael Huber. Während er für das eigene Haus erfreuliche Marktperspektiven sieht, macht er in der Brauwirtschaft weitreichende Risiken aus. „Die vielerorts verlustreichen Ausstoßmonate haben tiefe Wunde gerissen und kostbaren Ertrag verschlungen.“
Hinzu kämen spürbare Kostensteigerungen im Beschaffungsmanagement. Die Holzknappheit sei in der Brauwirtschaft angekommen und habe zu wagemutigen Palettenpreisen geführt. Bei der Produktion von Mehrwegkästen komme es inzwischen zu Granulat-Knappheit – in den letzten Monaten musste zeitweise Granulat aus Russland eingekauft und herbeigeschafft werden, weil es in Deutschland nicht zur Verfügung stand. Und selbst für Kronkorken unerlässliches Weißblech lasse bereits Engpässe erkennen. Michael Huber: „Dank langfristiger Kontrakte haben wir uns frühzeitig abgesichert, um die Verfügbarkeit und Liefersicherheit zu gewährleisten.“ Die Brauerei Veltins sehe sich unverändert stabil und ertragsstark aufgestellt, sodass alle Investitionen planmäßig fortgesetzt werden.