Die Brauerei Veltins hat im ersten Halbjahr 2025 ihren Wachstumskurs fortgesetzt und beim Gesamtausstoß um 2,3 Prozent auf 1,78 Millionen Hektoliter zugelegt. Damit setzt sich die Brauerei vom Trend im deutschen Biermarkt ab, der im gleichen Zeitraum deutlich an Volumen verlor.
„Die Verbraucher wissen das traditionelle Veltins Pilsener zu schätzen und honorieren die innovativen Produkt-Marken-Konzepte von Pülleken und Lager“, bilanzierte Dr. Volker Kuhl, Sprecher der Geschäftsführung, bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen.
Warmer Frühling nutzte Gesamtbranche nicht
Insgesamt bewertet das Management die ersten sechs Monate als erfreulich: „Bereits bis Ostern bilanzierten wir Mehrverkäufe, die über Wettbewerbsniveau lagen“, sagte Dr. Volker Kuhl. Das eigentlich warme und kontinuierlich „biertaugliche“ Frühjahrswetter hatte – anders als sonst üblich – der Brauwirtschaft insgesamt in diesem Jahr nicht geholfen; vielmehr ging der Biermarkt bis Ende Mai um 6,8 Prozent zurück.
Dass sich Veltins von dem Negativ-Trend lösen konnte, führt Rainer Emig, Geschäftsführer Vertrieb bei Veltins, auf die kontinuierliche Sortimentspflege, das für Verbraucher attraktive Portfolio und die verlässliche Vertriebsarbeit zurück. Wie die Brauerei mitteilt, wurde einige Wochen lang rund um die Uhr gebraut, abgefüllt und verladen, und die Logistikkapazität musste wegen der starken Nachfrage ausgeweitet werden. Im Januar und Mai habe man „die historisch stärksten Absatzmonate“ erreicht.
Marken mit Absatzplus überwiegen
Recht unterschiedlich entwickelten sich dabei die verschiedenen Marken des Portfolios: Die Stamm-Marke Veltins legte über alle Sorten um 2,9 Prozent zu. Dabei glich das wachsende Flaschenbiergeschäft (+3,6 %) die Verluste im gastronomischen Fassbiergeschäft (-5,1 %) aus.
Als „Erfolgsgarant“ stuft die Brauerei das 2020 eingeführte Pülleken ein: Angesichts einer großen Nachfrage wurden von dem Hellbier 188.100 Hektolitern abgesetzt – 4,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum Halbjahr erreichte die Marke den Angaben zufolge bereits rund zehn Prozent am Gesamtausstoß. In diesen Monaten erhält das Pülleken erstmals Verstärkung durch eine Line Extension – das Naturradler „Zitrönken“ (wir berichteten). Aufwärts ging es ebenfalls für das Fassbrause-Sortiment von Veltins, das um 29,6 Prozent auf 68.280 Hektoliter zulegte.
Verluste musste hingegen die Marke V+ hinnehmen; sie verlor 5,1 Prozent an Volumen und steuerte 170.260 Hektoliter zum Ergebnis bei. Die Spezialitätenmarke Grevensteiner konnte sich der negativen Sortenentwicklung im nationalen Biermarkt nicht verschließen und erreichte 57.400 Hektoliter (-16,3 %).
Lichtblicke für die Gastronomie
Eine ambivalente Entwicklung nahm im ersten Halbjahr der gastronomische Markt. „Viele Betriebe geben oft aus Nachfolgegründen, manchmal auch aus wirtschaftlichen Erfordernissen, auf, während neue Betreiber die Gunst der Stunde nutzen“, sagte Dr. Kuhl. Günstig wirke sich aus, dass sich das Personalproblem in vielen Regionen entspannt habe und die bundespolitischen Unterstützung greife. „Die angekündigte Mehrwertsteuersenkung auf Speisen auf 7 Prozent wird der Gastronomie zweifellos zur Jahreswende eine Entlastung bringen, die den Betrieben helfen kann“, so Dr. Kuhl.
Abschließend äußerte sich Vertriebsgeschäftsführer Rainer Emig zum oft beschworenen Trend der alkoholfreien Biere. Trotz des Wachstums sei der Markt „so schwierig wie nie zuvor“, denn angesichts zahlreicher Neuprodukte gebe es kein anderes Sortensegment in dieser Größenordnung mit höherer Wettbewerbsintensität. Demnach gelang es alkoholfreien Bieren 2024 im Handel lediglich zu 36 Prozent, die Marktverluste der alkoholhaltigen Sorten auszugleichen. Ein „Retter in der strukturellen Krise der Brauwirtschaft“ seien sie daher nicht, so Emig.
Hohe Investitionen in Energiewende
Indessen sieht sich Veltins für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet: Während das Ziel der Klimaneutralität und der Energiewende wegen notwendiger hoher Investitionen viele Betriebe mit schwindender Liquidität in Schwierigkeiten bringen würden, stelle Veltins in den nächsten zehn Jahren allein für die energetische Transformation Investitionen in hoher zweistelliger Millionenhöhe bereit.