In der Diskussion um die Wiedereröffnung der Gastronomie gibt es nicht nur Befürworter. Während der Branchenverband Dehoga auf „Öffnungsperspektiven“ drängt und auch bei den Zulieferern die Forderungen nach einer Beendigung der Schließungen lauter werden, kommen warnende Töne jetzt aus der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Eine überstürzte Öffnung würde nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern schlussendlich auch das Überleben der gastgewerblichen Betriebe gefährden“, fürchtet Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der NGG.
Die Gäste müssten darauf vertrauen, dass ihre Gesundheit oberste Priorität habe. Sollten sie den Eindruck haben, dass wirtschaftliche Interessen vorgehen, aber die Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, blieben sie zu Hause. „Dann sind die Betriebe zwar bald wieder offen, aber schnell für immer zu“, mahnt Adjan, der damit auf den Vorstoß der Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen reagiert, die Lockerungen bereits für Anfang Mai für möglich halten. Hygiene- und Schutzmaßnahmen müssten bereits vor der Wiedereröffnung von den Behörden kontrolliert werden, unterstreicht der NGG-Chef. Dies werde noch Zeit kosten.
Die politischen Entscheidungsträger, der Dehoga und die Arbeitgeber im Gastgewerbe seien gut beraten, die Zeit bis zur Wiedereröffnung zu nutzen, um den Neustart bestmöglich vorzubereiten. Zudem brauche man während der Pandemie mehr gut geschulte Fachkräfte – und die fehlten im Gastgewerbe seit Jahren. Der von den drei Ländern vorgelegte Plan lasse noch viele Fragen offen, so Adjan abschließend. Völlig ungeklärt sei etwa die Frage nach der Sanktion möglicher Verstöße gegen die Schutzauflagen.