Russischer Wodka leidet – als wohl bekanntestes Erzeugnis des Landes – besonders stark unter den Boykotten russischer Marken. Vor allem die US-Sanktionen auf staatlich geführte Spirituosengeschäfte schlagen am Weltmarkt durch. Laut Einschätzung des international aufgestellten Marktforschungsinstituts Global Data schadet dies nicht nur den Marken, sondern rückt auch ausländische Wettbewerbsprodukte stärker in den Fokus.
Studien von Global Data zeigten, dass Markenloyalität stark von Werten der Konsumenten beeinflusst werde, unterstreicht Carmen Bryan, Analystin bei Global Data. Dies bringe russische Wodkamarken in eine prekäre Lage, da der Konflikt nicht nur kurzfristig die Absatzzahlen einbrechen lasse, sondern auch auf lange Sicht für eine Abkehr von russischen Waren sorgen könnte.
Nicht im Einklang mit persönlichen Werten
In einer Verbraucherumfrage, die Global Data im dritten Quartal 2021 durchführte, stimmten 41 Prozent der Konsumenten weltweit der Aussage zu, Marken vollständig oder teilweise boykottieren zu wollen, die nicht mit ihren persönlichen Überzeugungen oder Werten im Einklang stehen. 51 Prozent zeigten zudem eine höhere Loyalität zu Marken, die sich sozial engagieren oder sich für Menschenrechte einsetzen.
Gerade in gesättigten Märkten mit einer großen Zahl an Wettbewerbern wirken sich laut Global Data Boykotte dramatisch aus, so auch beim Wodka: Wenn die Krise in der Ukraine länger anhalte, würden Menschen in Westeuropa und Nordamerika möglicherweise verstärkt zu alternativen Marken wechseln wie zu dem in Schweden hergestellten Absolut, dem französischen Grey Goose oder dem US-amerikanischen Skyy Vodka, glaubt Analystin Carmen Bryan.
Lieferketten im Umbruch?
Schwieriger seien die noch längerfristigen Folgen einzuschätzen, so Global Data. Wenn die Situation weiter eskaliere und sich Unternehmen deshalb aus der Konfliktzone zurückzögen, könnten sich ganze Lieferketten in Europa grundlegend verändern – hin zu einer lokaleren Produktion sowohl in Russland als auch im übrigen Europa. Zudem dürfte der Handel mit asiatischen Ländern zunehmen, heißt es abschließend.