Während die Bierfreunde in Deutschland kurz vor Weihnachten eigentlich jubeln könnten, haben die Brauereien allen Grund zum Stöhnen. Das Dezember-Geschäft, so ist allenthalben zu hören, fiel in den ersten beiden Wochen schwach aus. Erst hat die Brauwirtschaft Pech und muss eklatante Einbrüche beim ausbleibenden Gastronomie- und Fassbiergeschäft beklagen, jetzt fehlt auch noch das Verkäuferglück: Die Verbraucher scheinen pandemiebedingt verunsichert und halten sich mit Käufen zurück.
Dabei lässt der Handel die Preise überall purzeln. Lediglich bei den Hard-Discountern Aldi und Lidl scheint man in Sachen Bier das Geschäft deutschlandweit lieber dem Wettbewerb zu überlassen. Lediglich eine Desperados-Dose schafft es bei Aldi Nord für 1,49 Euro ins Aktionsregal. Dafür nehmen die übrigen Vertriebsschienen von Edeka bis Rewe das Biersegment in gewohnter Weise ins Visier.
Aktionspreis-Oase im Osten
Im Osten Deutschlands, wo die Pandemie in diesen Tagen am härtesten für Einschränkungen sorgt, findet sich derzeit die Aktionspreis-Oase Deutschlands. Allen voran erleben die großen Oetker-Marken eine kräftige Preis-Erosion. Radeberger gibt’s für 10,- Euro bei Edeka Dietrich in Chemnitz, Freiberger schon für 7,99 Euro und Marktkauf bietet Ur-Krostitzer mit einer 33 %-Rabattierung aufs Sortiment an, zu einem Kastenpreis von 8,70 Euro.
Warsteiner versucht mit einer Doppelkasten-Aktion mitzuhalten und erreicht dank seines Six-Pack-Geschenks Weihnachtsbier umgerechnet den diesjährigen Warsteiner-Sensationspreis von 7,46 Euro. Diesen Kastenpreis gab es zuletzt zu D-Mark-Zeiten in den 1980er-Jahren. Da liegt selbst Hasseröder bei Diska mit 7,49 Euro noch drüber. Nur Kaufland bleibt seinem Discountprinzip treu und stellt den Halbliterkasten mit dem Auerhahn für glatte 7,- Euro ins Schaufenster. Wer im Famila Nordost bei Beck’s gleich zweimal zulangt, erhält den Kasten für 9,50 Euro – AB Inbev hat die Vorzeigemarke des Konzerns genau 20 Jahre nach der Übernahme dem Preisverhau geopfert. Getränkefachgroßhändler und Marktleiter sprechen vielerorts von einem traurigen Abwärtssog des einstigen norddeutschen Premium-Flaggschiffs.
Köstritzer und Wernesgrüner im Preisfokus
Derweil haben die Dänen bei ihren Töchtern von Holsten und Wernesgrüner Marken-Zweiklang gefunden. Der Handel hat beide Marken in unterschiedlichen Vertriebsschienen bei 8,99 Euro eingepreist. Lediglich in der Vorwoche kam Wernesgrüner bei Diska für 8 Euro unter die Räder und Bitburger muss zuschauen, wie seine verbliebene Ost-Marke Köstritzer zum gleichen Kurs über den Tresen geht. Vor Weihnachten im Westen nichts Neues: Es bleibt drei Monate vor dem Beginn der Preiserhöhungsrunde beim Premium-Angebot für Krombacher, Bitburger & Co. für unter 10,- Euro.
Weizenbiere stehen für unter 13,- Euro in der Aktionsoptik, Hellbiere folgen und sorgen vornehmlich im Süden und Südwesten für Sortenwechsler. Der Strömungsabriss in der Verbrauchernachfrage im Dezember dürfte der deutschen Brauwirtschaft die erwünschte Aufholjagd deutlich verhageln. Mit einem Silvestergeschäft ohne Feuerwerk und große Partys dürfte das Jahr für Handel und Brauer enden wie es begonnen hat: mit gedämpfter Stimmung und finsteren Mienen in Richtung Politik. Die Pandemie wird 2021 abermals beim Absatz kräftige Bremsspuren hinterlassen.