Ready-to-drinks weiter im Aufwärts-Trend
Cocktails und Longdrinks liegen seit Jahren im Trend. Dabei reicht es vielen – gerade jüngeren – Konsumenten nicht mehr, Drinks an der Bar zu genießen – sie wollen ihre Lieblingsmixes auch unterwegs zum Beispiel auf Festivals oder am Strand oder einfach auch zu Hause konsumieren können, Stichwort „Convenience“. Marktforschungsdaten beweisen die steigende Nachfrage: Laut Nielsen stieg der LEH-Absatz im letzten Jahr um über 20 Prozent.
Zur Akzeptanz hat die qualitative Verbesserung der Fertigmixe beigetragen. Das hebt der aktuelle „Cocktail Trends Report 2020“ von Bacardi hervor. Um die Nachfrage nach „kultivierten To-go-Angeboten“ zu befriedigen, bevorzugten die Hersteller immer öfter hochwertige, vorzugsweise natürliche Zutaten, heißt es darin. Auch das veränderte Image der Dose hat in den letzten Jahren den Griff zum Ready-to-drink erleichtert. In dem Bacardi-Bericht ist von einer „Premiumisierung“ des Gebindes die Rede, das vor Jahren vielen noch eher „billig“ anmutete.
Zudem zeigt sich die Kategorie zunehmend innovativ. „Der Markt für Premix-Longdrinks hat sich in Deutschland sehr lange sehr traditionell verhalten, das heißt, es gibt viele klassische Mischungen wie Rum-Cola, Whisky-Cola und Gin & Tonic“, berichtete vor einiger Zeit Charlotte Kern, Senior Marketing Managerin Beverages bei Symrise, in einem Interview mit Getränke News. In letzter Zeit sehe man aber vermehrt auch Innovationen, so die Trend-Expertin.
Mixes mit Cola weiter an der Spitze
Dieselbe Tendenz stellt man auch bei Brown-Forman fest, die mit den RTDs von Jack Daniel’s nach eigenen Angaben in der Kategorie marktführend sind. Mixes mit Cola machten nach wie vor mit Abstand den größten Anteil am Segment aus, andere Sorten hingegen entwickelten sich „weitaus dynamischer“, berichtet eine Unternehmenssprecherin.
So seien „ein großer Trend“ Limonaden wie die 2017 eingeführte Jack Daniel’s Lynchburg Lemonade, die es in kürzester Zeit unter die Top 10 der beliebtesten Premixed-Longdrinks geschafft habe. Zur Jahreswende 2019/20 kam zuletzt Jack & Berry hinzu – laut Unternehmensangaben der erste Whiskey-RTD mit Beerengeschmack. Frisch gemixt ist er bereits seit Jahren bei Festivals ein beliebtes Getränk.
Neben den bekannten Klassikern setzt man auch bei Beam Suntory auf „neue spannende Kombinationen“, wie Moritz Spahn, Brand Manager RTD, berichtet. Als Beispiel nennt er den im letzten Jahr gelaunchten herb-süßen Jim Beam & Ice Tea, mit dem ein beliebter Trend aus der Gastronomie und von Festivals aufgegriffen wurde. Als erster Premix mit Eistee auf dem deutschen Markt habe er „bei den Konsumenten großen Anklang gefunden“, freut sich Spahn.
Trend zum bewussten Genuss
Als Vorreiter zeigte sich Beam Suntory auch mit Jim Beam & Cola Zero, der laut Spahn zum Launch vor zwei Jahren der erste Premix mit einem zuckerfreien Filler war. Bei Konsumenten, die bewusst genießen, sei die Neuheit sehr gut angekommen und laut Nielsen bereits kurz nach dem Start die meistverkaufte Innovation im Ready-to-drink-Segment gewesen. Inzwischen ist Bacardi hier nachgezogen und hat Anfang April dieses Jahres den Klassiker Bacardi & Cola in einer kalorienreduzierten Variante auf den deutschen Markt gebracht.
Wegen des sich fortsetzenden Trends zum verantwortungsvollen Genuss prüfen offenbar einige Hersteller auch die Entwicklung von Premixes mit weniger Alkohol. Darauf weist Charlotte Kern von Symrise hin. Wegen der Alkopopsteuer werde der Trend allerdings bislang „nur sehr begrenzt aufgegriffen“. Als erstes Produkt brachte Pernod Ricard im September letzten Jahres den Flavoured Vodka Absolut Mixt Berries mit nur drei Volumenprozent auf den deutschen Markt. Erhältlich ist er in den beiden Varianten Blueberry & Lime und Raspberry & Lemon.
Immer auf der Suche nach Neuheiten
Laut einer Unternehmenssprecherin hat die Neueinführung „einen guten Start hingelegt“. Bei Pernod Ricard sei man „überzeugt, dass der Trend der Spirituosen und Spirituosen-Mixgetränke mit niedrigem Alkoholgehalt gerade erst am Anfang steht“. In Köln bewertet man auch die Entwicklung der Kategorie insgesamt sehr optimistisch. Im deutlich wachsenden Markt seien insbesondere Innovationen sehr gefragt, denn die Konsumenten seien „immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen“.
Besonders innovativ zeigt sich aktuell auch die Marke Three Sixty Vodka. Gerade hat Distributeur Schwarze und Schlichte das bislang dreiteilige RTD-Sortiment um die beiden Sorten Vodka-Mate und Vodka-Ginger erweitert. Vor allem in der Clubszene der Großstädte sei der Mix „ein beliebter Energie-Kick“, heißt es aus dem Marketing. Als RTD habe es ihn bisher noch nicht gegeben. Dabei wachsen Produkte mit Mate dem Unternehmen zufolge aktuell um gut 20 Prozent. Auch mit der zweiten Neuheit bedient Schwarze und Schlichte einen starken Trend: Ingwer gelte als einer der beliebtesten Flavours überhaupt und dürfe daher auch im Premix-Angebot nicht fehlen.
Auch wenn der Urlaub in diesem Jahr für die meisten vermutlich ausfällt – und Festivals oder andere große Events erst recht gecancelt werde, könnten vielleicht die Ready-to-drinks für ihre Hersteller die Highlights des insgesamt schwierigen Corona-Jahrs werden. Anders als viele pure Spirituosen haben sie immerhin ihre Haupt-Performance nicht in der bis auf Weiteres geschlossenen Gastronomie, sondern im Handel. Und könnten ihren Fans möglicherweise die Zeit zu Hause etwas versüßen.