Die Radeberger Gruppe wird die Frankfurter Binding-Brauerei schließen. Bis spätestens Oktober 2023 werde die Produktion und Abfüllung eingestellt und die dort produzierten Marken (Binding, Henninger, Schöfferhofer, Clausthaler) schrittweise auf Schwesterstandorte verlagert, meldet das Unternehmen. „Wir haben lange gerungen, die Frankfurter Binding-Brauerei als einen für uns alle emotional besonderen Standort zu erhalten“, sagt Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe.
Sämtliche Alternativen seien geprüft worden, um die Brauerei wirtschaftlich weiter betreiben zu können. „Vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen, der massiven Belastungen, mit denen sich die deutschen Brauer konfrontiert sehen, und nicht zuletzt der dramatischen Kostenexplosionen, die wir als Branche schultern müssen, ist das für die Unternehmensgruppe nun leider nicht mehr länger darstellbar“, so Mockel. Die Schließung des Standorts diene auch der nachhaltigen Stärkung anderer Standorte. Allein in der Radeberger Gruppe gäbe es infolge der Krisen zusätzliche Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe und die Tendenz sei weiter steigend. „Eine Summe, die sich nicht mehr allein durch Effizienzsteigerungen abfedern lässt“, so der Brauereichef.
Für die betroffenen rund 150 Mitarbeitenden werde die Radeberger Gruppe in den jetzt anlaufenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen sozialverträgliche Lösungen suchen. Das könnten zum Beispiel Angebote für Altersteilzeit oder auch alternative Jobangebote an ihren anderen Standorten sein, heißt es.
Branche leidet an Überkapazitäten
Mit der Schließung der Binding-Brauerei will sich die Radeberger Gruppe für eine langfristige negative Marktentwicklung aufstellen, die durch die letzten zweieinhalb Jahre im Krisenmodus noch einmal dramatisch beschleunigt worden sei. In der Folge leide die deutsche Brauwirtschaft nun mehr denn je unter ungesunden Überkapazitäten. „Nicht optimal ausgelastete Brau- und Abfüllkapazitäten produzieren in erster Linie eines: vermeidbare Kosten“, so Mockel. Auch bei der Radeberger Gruppe hätten sich über die letzten Jahre deutliche Überkapazitäten angesammelt, die im Lichte von Krisen und wirtschaftlichen Herausforderungen nun nicht mehr unangetastet bleiben könnten, um weiterhin erfolgreich im Markt zu agieren.
Die Zentrale der Radeberger Gruppe in Frankfurt ist von dieser Maßnahme ausdrücklich nicht betroffen, sie wird weiterhin ihren Sitz am Sachsenhäuser Berg haben, betont das Unternehmen. Die größte private deutsche Brauereigruppe mit ihren mehr als 80 Marken und deutschlandweit weiterhin 13 Bierstandorten und ihrem Mineralbrunnen in Löhnberg werde auch weiterhin aus der Mainmetropole geführt. Rund 380 Mitarbeiter arbeiten in der Frankfurter Hauptverwaltung.
Über die Radeberger Gruppe
Die Radeberger Gruppe ist Deutschlands größte private Brauereigruppe und Teil des Familienunternehmens Dr. August Oetker KG in Bielefeld. Mit ihrem Getränkeportfolio internationaler, nationaler und regionaler Biermarken und alkoholfreier Getränke, ihren Engagements im Getränkefachgroßhandel, der Streckenlogistik sowie dem Getränke-Einzelhandel (u.a. Getränke Hoffmann) und verschiedenen Beteiligungen und Schulterschlüssen mit Marktbegleitern in neu entstehenden Ökosystemen ist sie in allen Bereichen des Getränkemarktes als Anbieter ganzheitlicher Lösungen vertreten.