Die Radeberger Gruppe hat im Geschäftsjahr 2020 deutlich unter der Corona-Pandemie gelitten. Wie die Dachgesellschaft Oetker-Gruppe im Rahmen ihrer Jahresbilanz mitteilt, ging der Umsatz von Deutschlands größtem Braukonzern um 9,3 Prozent auf 1,625 Milliarden Euro zurück. Grund seien die Pandemie-bedingt starken Verluste bei den gastronomieorientierten Getränkefachgroßhändlern gewesen.
Während im Fassbiergeschäft laut Unternehmensangaben massive Verluste zu beklagen waren, wurde der Absatz im Handel dank eines verstärkten Heimkonsums signifikant gesteigert. Dieses Mengenwachstum beim Mehrwegsortiment konnte allerdings den drastischen Absatzeinbruch bei den Gastronomiegebinden nicht kompensieren.
Die Verschiebung vom Außer-Haus- zum Heimkonsum führte darüber hinaus zu einem deutlich negativen Struktureffekt, da insbesondere bei margenstarken Artikeln und Gebinden die Menge schrumpfte. Unter dem Strich entwickelte sich der Bier-Inlandsabsatz der Gruppe um 4,5 Prozent rückläufig gegenüber dem Vorjahr.
Getränkefachgroßhandel unter Druck
Durch die Schließungen der Gastronomie im Frühjahr und dann erneut ab November 2020 kam auch das Geschäft des gastronomieorientierten Getränkefachgroßhandels unter der Oetker-Dach zeitweise komplett zum Erliegen. Hingegen entwickelte sich der Bereich der Getränkeabholmärkte von Getränke Hoffmann mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten besser als der schon sehr dynamische Markt.
Wie der Gesamtmarkt entwickelte sich auch das Portfolio der Radeberger Gruppe im abgelaufenen Berichtsjahr in der Summe rückläufig; insbesondere Marken mit einer starken Gastronomie-Präsenz wurden hart von der Corona-Pandemie getroffen. Die Marken Radeberger Pilsner, Jever und Schöfferhofer verzeichneten insgesamt ein moderates Mengenminus im Vergleich zum Vorjahr.
Der Absatz der fassbierstarken Hauptmarke Radeberger Pilsner sank, nach einem stabilen Vorjahr, um 5,5 Prozent. Bei der friesischen Marke Jever hingegen gingen die Zahlen laut Unternehmensangaben nach oben, was vor allem einem deutlichen Plus bei der alkoholfreien Variante Jever Fun zu verdanken ist.
Biermarken entwickeln sich sehr unterschiedlich
Bei den national distribuierten Produkten entwickelten sich die Volumenmarken Clausthaler und Guinness deutlich negativ. Indessen konnten sich Altenmünster und Berliner Weisse im schwierigen Markt behaupten und das Vorjahresniveau bestätigen.
Recht unterschiedlich fällt die Bilanz auch für die regionalen Premiummarken aus: Die größte Marke des Segments, Ur-Krostitzer, verzeichnete eine moderate Steigerung der Absatzmenge. Auch die zweitstärkste Marke, Freiberger, konnte sich in dem schwierigen Marktumfeld mit einer im Vergleich zum Vorjahr stabilen Absatzmenge behaupten. Darüber hinaus erzielte die Segmentmarke Kloster Scheyern Zuwächse, während Allgäuer Büble nicht ganz an das gute Vorjahresniveau anknüpfen konnte. Das stark gastronomieorientierte Segment der alkoholfreien Getränke war besonders stark von der Corona-Krise betroffen und musste erhebliche Absatzverluste verkraften.
Hohes Minus auch im Bereich Sekt, Wein und Spirituose
Deutliche Umsatzrückgänge musste auch der Geschäftsbereich Sekt, Wein und Spirituosen hinnehmen: Henkell Freixenet erzielte im Geschäftsjahr 2020 Umsatzerlöse in Höhe von 970 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von 7,9 Prozent. Der Umsatz in der DACH-Region lag mit 302 Millionen Euro hingegen um 1,1 Prozent über dem Vorjahreswert (wir berichteten hier bereits ausführlich).
Konzertweit nur moderater Rückgang
Wegen der starken Diversifizierung auf dem Konzernniveau fällt die Gesamtbilanz von Oetker besser aus als die des Getränkesektors: 2020 haben die Unternehmen der Gruppe Umsatzerlöse von 7,33 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit beinahe den Vorjahreswert von 7,406 Milliarden Euro erreicht. Angesichts der schwierigen globalen Rahmenbedingungen sei dies ein „ordentliches“ Ergebnis im Rahmen der Erwartungen. Der in Deutschland erzielte Umsatz der Gruppe ging um 1,3 Prozent auf 3,381 Milliarden Euro zurück.
Mit einem Ausblick fürs laufende Jahr tut sich das Management aktuell schwer. Die Geschäftsentwicklung der Oetker-Gruppe werde auch 2021 wesentlich von dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie abhängig sein. Die Gruppenleitung zeigt sich aber „zuversichtlich, dass die Sparten durch die Bearbeitung vielfältiger Sortimentsbereiche und Absatzkanäle in der Lage sein werden, die Krise weiterhin zu meistern und den eingeschlagenen Wachstumspfad weiter zu beschreiten“. Vieles hänge sicherlich von den Impferfolgen in allen Ländern der Welt ab.