Wasserversorger warnt vor Mikroplastik. Wegen Legionellen Duschverbot in öffentlichen Gebäuden. Stadtwerke warnen vor Medikamenten im Wasser. Trinkwasser in Heidelberg blau verfärbt. Leitungswasser in Schule mit Blei verunreinigt.
Dies sind nur wenige Beispiele für Schlagzeilen der letzten Wochen, in denen es um das am besten kontrollierte Nahrungsmittel der Deutschen ging. Zugegeben, in den meisten Fällen geben die Behörden nach kurzer Zeit Entwarnung, weil die Schäden schnell behoben werden können oder die Messwerte doch innerhalb der gesetzlich festgeschriebenen Toleranzen liegen. Mit Ausnahmen: Warum etwa in Heidelberg das Wasser Anfang Februar blau war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Als dort die Behörden vor dem Konsum des verfärbten Wassers warnten, kam es sofort zu Hamsterkäufen von Mineralwasser. Wie regionale Medien berichteten, waren bereits am selben Tag die Supermarktregale leergeräumt.
Wie auch immer: Die Probleme werden in den nächsten Jahren eher noch zunehmen. Die Versorgungsunternehmen jedenfalls schlagen immer häufiger Alarm. So wies vor einigen Tagen der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), Berlin, nachdrücklich darauf hin, dass „die Belastung der Trinkwasserressourcen mit Nitrat bei einer Reihe von Wasserversorgern in Deutschland ein Problem“ sei.
Die Konzentrationen im Rohwasser stagnierten auf hohem Niveau oder stiegen sogar an, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Aktuelle Auswertungen zeigten „dringenden Handlungsbedarf“. Falls Nitrat nicht mehr durch natürliche Prozesse abgebaut werden könne und sein Vorkommen im Grundwasser weiter ansteige, könnten die hohen Gehalte „bis in die Trinkwassergewinnungsanlagen durchbrechen“.
Auch der durch die Alterung der Gesellschaft zunehmende Medikamentenkonsum stellt die Branche vor neue Herausforderungen, wie der Verband im Zusammenhang mit der Novellierung der EU-Trinkwasserrichtlinie mahnte. Zwei sei es technisch möglich, unerwünschte Stoffe aus den Gewässern zu beseitigen, letztlich müsse aber die Vorsorge im Mittelpunkt stehen. Vor diesem Hintergrund fordert Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, „eine ganzheitliche Arzneimittelstrategie“, die sich am Verursacherprinzip orientiere. „Jeder Ansatz, der nur auf Reparatur in Wasserwerk und Kläranlage setzt, wird scheitern“, bringt Weyand seine Bedenken auf dem Punkt.
Der Umstand, dass die Stadtwerke die Wasserqualität immer nur fürs Wasserwerk und naturgemäß nicht bis in die Hausinstallationen garantieren können, ist bei all dem noch gar nicht berücksichtigt.