Bei einer bundesweiten Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach zur Verständlichkeit von Nährwertkennzeichnungssystemen für Lebensmittel unterliegt der französische Nutri-Score klar dem Vorschlag des Lebensmittelverbands Deutschland. „Die deutschen Konsumenten sind mehrheitlich gesundheitsbewusst und wünschen sich deshalb eine Kennzeichnung, die ihnen eine ausgewogene Ernährung ermöglicht. Ein zu vereinfachtes System findet dabei aber keine Zustimmung“, kommentiert Philipp Hengstenberg, Präsident des Lebensmittelverbands Deutschland das Resultat.
Das Kennzeichnungsmodell des Lebensmittelverbands, das differenzierte Informationen bietet, überzeugt dem Verband zufolge hingegen knapp die Hälfte der Bevölkerung: 48 Prozent fühlen sich durch das Lebensmittelverbands-Modell „sehr gut“ oder „gut“ über die damit gekennzeichneten Lebensmittel informiert, beim Nutri-Score nur 20 Prozent. Zusammengenommen beurteilen sogar 61 Prozent die Informationsleistung des Nutri-Scores explizit als „weniger gut“ oder „gar nicht gut“.
Schneller Überblick – oder lieber mehr Details?
Allerdings zeige sich in der Befragung auch ein Dilemma, räumt Hengstenberg ein: Einerseits wollten 72 Prozent der Verbraucher ein Kennzeichnungssystem, das Informationen über einzelne Nährstoffe enthält, andererseits wünschten sich 71 Prozent eine zusammenfassende Bewertung. Deshalb hat der Verband nun das Allensbach-Institut beauftragt, in einer zweiten Testreihe das britische Ampelmodell mit dem Vorschlag des Max Rubner-Instituts zu vergleichen, das im Auftrag von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner entstand.
Wie schwierig die Entscheidung für „das richtige Modell“ ist, zeigen schon die widersprüchlichen Ergebnisse, die verschiedene Studien zu Tage fördern. So bewertete Mitte August das Forsa-Institut den jetzt von Allensbach verworfenen Nutri-Score als das beste Modell. In der Forsa-Befragung hätten sich 69 Prozent der Befragten für „die Ampel“ ausgesprochen, teilte die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch dazu mit, die die Studie zusammen mit mehreren medizinisch-wissenschaftlichen Organisationen in Auftrag gegeben hatte.
„Wegweiser Ernährung“ für viele „verwirrend“
Für den vom Max-Rubner-Institut entwickelten „Wegweiser Ernährung“ sprachen sich indes nur 25 Prozent aus; die Mehrheit fand ihn Foodwatch zufolge zu kompliziert und verwirrend. Bei dieser Befragung wurde den Angaben zufolge allerdings die Meinung von Menschen mit geringerer Bildung und mit starkem Übergewicht stärker berücksichtigt, da ein neues Kennzeichnungsmodell gerade für die besonders von Fehlernährung und Übergewicht betroffenen Bevölkerungsgruppen verständlich sein sollte, wie es hieß.
Noch offen ist indes, wie die vom Bundesernährungsministerium veranlasste Studie ausgehen wird, die derzeit den Nutri-Score und drei weitere Modelle analysiert. Das Ergebnis wird im September erwartet.