Mit dem neuen Format „Treffpunkt Mehrweg“ will Logipack die Branche stärker vernetzen und den Dialog rund um Kreislaufwirtschaft fördern. Im Gespräch mit Getränke News erklärt Geschäftsführer Torsten Hiller, wie Effizienz, Austausch und neue Ideen die Zukunft des Mehrwegs prägen.
Getränke News: Logipack organisiert mit dem „Treffpunkt Mehrweg“ erstmals eine eigene Veranstaltung rund um die Kreislaufwirtschaft. Wie kam es zu dieser Initiative?
Hiller: Der Impuls kam aus unseren erfolgreichen Logistik-Lounge-Veranstaltungen 2023 und 2024 auf der Brau Beviale. Das positive Feedback von Partnern und Besuchern hat uns bestärkt, die Idee weiterzudenken und ein eigenes Forum zu schaffen, das die Mehrwegakteure branchenübergreifend zusammenbringt. Gemeinsam mit dem Bundesverband des Getränkefachgroßhandels, Pro Mehrweg, dem Arbeitskreis Mehrweg, dem Verband des Deutschen Getränkeeinzelhandels und der Stiftung Initiative Mehrweg haben wir daraus den Treffpunkt Mehrweg entwickelt – als Dialogplattform für bestehende und neue Mehrwegsysteme.
Getränke News: Was möchten Sie mit dem „Treffpunkt Mehrweg“ inhaltlich bewirken?
Hiller: In vielen Gesprächen wurde deutlich, dass die Branche einen stärkeren Austausch braucht. Genau hier setzt der Treffpunkt Mehrweg an: Wir wollen den Dialog zwischen den unterschiedlichsten Akteuren intensivieren – von den Systemanbietern über IT- und Erkennungstechnik-Spezialisten bis hin zu Handel, Fachgroßhandel und Logistik.
Ein besonderes Thema ist zudem die kommunale Verpackungssteuer. Am Beispiel der Stadt Tübingen wird Claudia Patzwahl, die dort als Projektleiterin die Einführung begleitet hat, ihre Erfahrungen vorstellen. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig eine enge Vernetzung aller Beteiligten ist – um durch standardisierte IT-Lösungen, gebündelte Transporte und gemeinsame Waschdienstleistungen effiziente Strukturen zu schaffen.
Getränke News: Der Begriff „Mehrweg“ wird oft vor allem mit Getränken verbunden. Welche weiteren Bereiche wollen Sie mit dem „Treffpunkt Mehrweg“ in den Blick rücken?
Hiller: Die Dialogplattform soll zeigen, wie vielfältig Mehrweg heute schon ist – und wie viel Potenzial noch darin steckt. Mehrweg spielt längst nicht mehr nur bei Getränken eine Rolle. Nehmen Sie den Obst- und Gemüsesektor mit seinen international vernetzten Mehrwegkisten oder die grenzübergreifend optimierten Mehrwegpalettensysteme. In immer mehr Bereichen entstehen neue Lösungen – von Wein und Speiseölen bis hin zu Cerealien in Mehrweggebinden. Solche intelligenten Systeme leisten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und machen Kreislaufwirtschaft konkret erlebbar.
Getränke News: Mehrweg gilt als ökologisch sinnvoll, steht wirtschaftlich aber zunehmend unter Druck. Wie lässt sich das System Ihrer Ansicht nach langfristig stabilisieren – gerade angesichts steigender Kosten und sinkender Margen?
Hiller: Wenn man die gesamten Prozesse betrachtet, ist Mehrweg in fast allen Bereichen ökologisch und ökonomisch überlegen. Das zeigen standardisierte Systeme seit Jahrzehnten sehr deutlich – etwa in den Palettenpools. Europaletten oder Displaypaletten sind extrem effizient, weil sie in standardisierten Kreisläufen laufen. Ihre Überlegenheit gegenüber Einweglösungen ist längst unbestritten.
Im Getränkebereich hingegen haben sich in den vergangenen 20 Jahren immer mehr individuelle Flaschen- und Kistensysteme etabliert – oft aus Marketinggründen. Diese Vielfalt hat zwar kurzfristig für Aufmerksamkeit gesorgt, langfristig aber Effizienzen reduziert. Wenn wir das Mehrwegsystem wirtschaftlich stabil halten wollen, müssen wir zurück zu mehr Standardisierung und gemeinsamen Strukturen. Nur so bleiben ökologische Vorteile auch ökonomisch tragfähig.
Getränke News: Digitalisierung und Mehrweg – zwei Themen, die bislang selten zusammen gedacht werden. Welche Rolle spielen digitale Tools oder Tracking-Systeme heute bei Logipack?
Hiller: Die Digitalisierung kann für Mehrwegprozesse eine enorme Bedeutung haben – vorausgesetzt, es gibt eine ausreichende Standardisierung. In stark vereinheitlichten Pools, wie bei Paletten oder den Kisten im Obst- und Gemüsesektor, wird die digitale Prozesssteuerung schon seit Jahren erfolgreich genutzt. Hier sorgen digitale Systeme für reibungslose Abläufe und hohe Effizienz.
Im Getränkebereich sieht die Realität jedoch anders aus. Durch die Vielzahl individueller Flaschen- und Kistensysteme ist eine durchgängige Digitalisierung bislang kaum möglich. Diese Vielfalt führt zu großer Komplexität – und damit zu höheren Kosten. Meine Hoffnung ist, dass genau diese Kostenentwicklung in den nächsten Jahren ein Umdenken anstößt: hin zu mehr Standardisierung, damit Digitalisierung und Mehrweg auch in der Getränkebranche ihr volles Potenzial entfalten können. Getreu unserem Motto: Standards schaffen Effizienz, und Individualisierung produziert Kosten!
Getränke News: Wenn Sie auf den „Treffpunkt Mehrweg“ blicken – welches Signal möchten Sie von Dortmund aus in die Branche senden?
Hiller: Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den beteiligten Verbänden zu zeigen, welches Potenzial in einer stärkeren Vernetzung der Branche steckt. In den Mehrwegkreisläufen gibt es noch viele ungenutzte Effizienzreserven, die wir durch engeren Austausch und besser abgestimmte Abläufe heben können. Gleichzeitig wollen wir Mut machen, neue Ideen und innovative Mehrweglösungen in bestehende Systeme zu integrieren. Der Treffpunkt Mehrweg soll genau dafür die Plattform sein – ein Ort, an dem Zusammenarbeit beginnt und Kreislaufwirtschaft konkret wird.
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