Im deutschen Gastgewerbe herrscht düstere Stimmung – Gastronomie und Hotellerie beklagen weiterhin massive Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Das teilt der Branchenverband Dehoga unter Verweis auf eine aktuelle Mitglieder-Befragung mit. Demnach setzten die Hoteliers und Gastronomen im ersten Halbjahr nominal 10,9 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Noch dramatischer sind die Gewinne zurückgegangen: Von Januar bis Juni beträgt das Minus 22,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023.
„Die aktuellen Umfrageergebnisse verdeutlichen die weiter sehr angespannte Lage im Gastgewerbe“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Überdurchschnittlich hoch seien die Umsatz- und Gewinneinbußen bei Gasthöfen, speisengeprägten Gastronomiebetrieben sowie Clubs und Discotheken.
Wenig Impulse durch Fußball-EM
Auch von der Fußball-EM im eigenen Lande konnten demnach nur wenige Betriebe profitieren. So meldeten 88 Prozent der vom Dehoga befragten Gastronomen keine positiven Effekte des sportlichen Großereignisses, nur für 8,1 Prozent ergaben sich dadurch Impulse. Einzig in den Austragungsorten profitierten mit 17,5 Prozent gut doppelt so viele Betriebe von der EM.
Getrübt sind laut Dehoga auch die Aussichten auf die kommenden drei Monate: Nur 18,0 Prozent meldeten „gute“ und 4,4 Prozent „sehr gute“ Vorbuchungszahlen für die Monate Juli bis September. Jeder Dritte beurteilt seine Buchungs- beziehungsweise Reservierungslage als „schlecht“ (32,2 %), 8,8 Prozent bezeichnen die Aussichten auf das dritte Quartal sogar mit „sehr schlecht“. Rund ein weiteres Drittel der Befragten bewertet seine Buchungslage mit „befriedigend“ (36,6 %).
Hohe Mehrwertsteuer belastet Betriebe
Als besonders schädlich stufen die speisengeprägten Betriebe die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer ein, die zu Jahresbeginn vollzogen wurde. 66,1 Prozent melden Ertragsrückgänge, 63,3 Prozent zählen weniger Gäste, 62,4 Prozent berichten von sinkenden Umsätzen und 41,7 Prozent von niedrigeren Durchschnittsbons.
Wegen der Erhöhung sahen sich laut der Umfrage 87,0 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Weitere Maßnahmen sind laut Dehoga die Reduzierung von Investitionen (77,8 %), die Anpassung der Angebote (62,0 %) und eingeschränkte Öffnungszeiten (40,5 %). 5,7 Prozent sähen sich gar gezwungen, wegen der Mehrwertsteuererhöhung ihren Betrieb aufzugeben, so der Branchenverband. 23,5 Prozent zögen eine Betriebsaufgabe in Erwägung. „Trotz größter Anstrengungen wird es für unsere Betriebe immer schwerer, wirtschaftlich zu arbeiten“, mahnt Dehoga-Präsident Zöllick. „Wenn sich nichts ändert, stehen weitere Tausende Betriebe vor dem Aus.“
An der aktuellen Dehoga-Umfrage zur wirtschaftlichen Lage nahmen vom 2. bis 10. Juli 2.730 gastgewerbliche Unternehmen aus ganz Deutschland teil.