Mit einem großen Knall beendet Oldesloer eine lange Phase der Stille: Seit fast drei Jahrzehnten verzichtete die Marke auf Werbung außerhalb des Point of Sale. Doch am gestrigen Mittwoch ging mit ersten Social-Media-Maßnahmen und einer neuen Teaser-Webseite erstmals wieder eine neue Kampagne für Oldesloer Weizenkorn an den Start. Im Laufe des Jahres sollen Out-of-Home-Motive, Print-Anzeigen, Sponsorings sowie Promotions und POS-Aktionen für den Korn-Marktführer folgen. Einen der ersten sehr großen öffentlichen Auftritte hat die Marke im kommenden August: Beim Wacken Open Air wird sie einer der Haupt-Spirituosensponsoren sein.
All das gruppiert sich um den neuen Claim – das kurze, knackige Motto „Isso“ – herum, wie Okan Cavuslu erklärt, der im August 2021 als Marketingleiter beim Hersteller August Ernst eintrat und, mit gerade einmal 23 Jahren, frischen Wind für die Traditionsmarke bringen will. Die Kampagne und insbesondere der Claim, der jede Werbe-Headline abschließt, solle „die gelassene Haltung“ der Marke, ihre Bodenständigkeit und Unaufgeregtheit zum Ausdruck bringen. Mit einem „schrägen Auftritt, den nicht jeder verstehen muss“, zeige man sich zugleich eigenwillig und humorvoll.
Mit der Brechstange soll der Wandel aber nicht herbeigeführt werden, das ist dem Marketingmann wichtig. „Wir wollen die Substanz der Marke erhalten und in ein zeitgemäßes Umfeld setzen“, denn die Oldesloer-Fans legten Wert auf Beständigkeit und suchten den „klaren Charakter“ der Marke. Während Auftritt und „Sprech“ modernisiert werden, bleibt deshalb die bekannte Flasche weitgehend unverändert. Das bedeutet für Cavuslu einerseits zwar die Zielgruppe zu erweitern, man wolle Oldesloer aber „nicht krampfhaft als Hipster-Getränk ins urbane Umfeld bringen“. Leicht provokante Sprüche wie „Ist auch vegan. Aber ist auch egal. Isso“ wären wohl in diesem Milieu auch eher fehl am Platz.
Außergewöhnlich ist indessen, wie es zu dem Marketing-Neustart überhaupt kam: Der Relaunch sei das Ergebnis eines Marketingprojekts für angehende Kaufleute, berichtet Cavuslu, der – gerade ausgebildet an einer Schule für Kommunikation und Medien – Teil des Projekts war. Sein Team hatte sich Oldesloer Korn dafür vorgenommen. Eine Jury aus renommierten Marketingfachleuten wählte schließlich die Gruppe um Cavuslu zum Sieger. Wodurch man auch bei August Ernst auf die kreativen Ideen aufmerksam wurde und sich zu dem großen Schritt entschied.
Die Marke sei zwar lange ohne Marketing ausgekommen, und durch die vielen treuen Fans sei das Geschäft „beinahe von selbst“ gelaufen. „Darauf wollten wir uns aber nicht mehr verlassen“, erklärt der Marketingleiter, denn: „Korn wird leicht überhört“, fasst Cavuslu die Lage am lebhaften Spirituosenmarkt zusammen. Gerade die immer mehr erstarkenden Wettbewerber – wie der Dauerbrenner Wodka oder Gin als Shooting-Star der letzten Jahre – seien da „sehr viel lauter“. Der Schwerpunkt der neuen Werbung liegt vorläufig im Norden Deutschlands, eine spätere Ausweitung Richtung Süden schließt man aber bei August Ernst nicht aus.
Um den Wettbewerb nicht zu früh aufmerksam zu machen, hat das Unternehmen den Neustart zehn Monate lang „im Geheimen“ vorbereitet – zusammen mit der Agentur „Uwe“ (Hamburg), die Markenstrategie, Design und Kreation umsetzte, und „1000 Heads“ (Berlin), die die Social-Media-Aktivitäten koordinieren. „Schließlich wollen wir unser First-Mover-Potenzial voll ausspielen können“, so Cavuslu abschließend.