Die deutsche Bacardi-Tochter nimmt im Ranking der Ländergesellschaften bereits einen starken dritten Platz ein. Doch Nicolas Rampf, seit acht Monaten der neue Mann an der DACH-Spitze, will mit seiner Ländergruppe intern noch weiter aufsteigen. Bei Bacardi stehen die Zeichen auf Wachstum, wie der 38-Jährige im Gespräch mit Getränke News unterstreicht.
Er will das Unternehmen durch Innovationen voranbringen – nicht nur, aber auch bei Produkten. Die Entwicklung, die er dabei anstrebt, sollte sich langsam, aber stetig vollziehen, nicht sprunghaft. Den Blick von vornherein auf ein weit entferntes Ziel zu richten, entmutige nur, ist Rampf überzeugt. Erfolgreich sei hingegen, wer Erfahrungen reflektiere und daraus lerne. „Wenn man sich täglich nur um ein Prozent verbessert, dann ist alles möglich“, spielt der Manager auf den Zinseszinseffekt auf dem Bankkonto an.
Doch auf welche Marken konzentriert man sich angesichts eines umfangreichen Portfolios, das neben den weithin bekannten Kernmarken auch Spirituosen wie beispielsweise Patrón, Aberfeldy und Santa Teresa beherbergt? „Wir haben viele Schätze im Sortiment, und es geht natürlich nicht alles auf einmal“, sagt Rampf.
Fokus auf drei Kernmarken
Deshalb stehen derzeit mit Bacardí, Bombay Sapphire und Martini drei Marken im Zentrum der Bemühungen; zu einem vierten Standbein könnte in den nächsten Jahren Patrón Tequila werden. Zwei ganz verschiedene Schwerpunkte setzt das Unternehmen in der Bearbeitung von Bacardí Rum: Da ist zum einen die junge Seite der Marke, die sich bei Festivals wie 2019 dem „Parookaville“ in Weeze mit der „Casa Bacardí“ und einer eigenen Musikbühne präsentiert.
Die Millennials, die die Events besuchten, trügen ihre Begeisterung weiter, freut sich Nicolas Rampf. „Das hat den Markenwert weiter nachhaltig verbessert.“ In diesem Jahr geht die Riesenparty auf dem Lollapalooza Festival in Berlin weiter. Unter dem Markenmotto „Do what moves you“ werden dort wieder Lebensfreude und positive Energie im Mittelpunkt stehen.
Doch Bacardí hat noch eine andere, „ruhigere“ Seite. Mit Spezialitäten wie dem vierjährigen „Añejo Cuatro“ oder der achtjährigen „Reserva Ocho“ bietet die Marke Sorten, die eher „den Genussmenschen, der sich Zeit nimmt“, ansprechen. Zum achtsamen Probieren hochwertiger Spirituosen zu Hause. „Rum hat ein Geschmacksprofil, das in seinen vielfältigen Facetten an Whisky erinnert“, schwärmt der Bacardi-Chef. Zuletzt ergänzte 2019 die zehnjährige „Gran Reserva Diez“ das Sortiment.
Noch breiter aufstellen will sich Bacardi laut seinem Deutschland-Geschäftsführer auch beim Gin, denn der sei „weiterhin ein Wachstumsmotor am Spirituosenmarkt“. In den von manchen Branchenvertretern angestimmten Abgesang auf die Kategorie will Rampf daher keinesfalls einfallen. „Vielleicht ist Gin für Top-Barkeeper nicht mehr besonders überraschend, insgesamt aber zeigt sich die Kategorie quicklebendig“, so seine Einschätzung. Neben dem „Basisgeschäft“ differenziere sich immer stärker ein attraktives Angebot an Crafted Gins heraus.
Neue Sorte unter dem Bombay-Markendach
Beim Endverbraucher sei Gin stark, weil er die Möglichkeit biete, selber zu Hause einfache Drinks zu mixen, in der Gastronomie hingegen entwickelten sich immer neue Konsumvarianten über den bekannten Gin & Tonic hinaus. Mit einer weiteren – dann fünften – Sorte unter dem Dach des marktführenden Bombay Sapphire, die im Frühjahr auf den Markt kommen soll, will Bacardi den Trend zusätzlich befeuern.
Den Namen möchte Rampf noch nicht nennen, nur so viel: Das Destillat folgt dem Trend zu Flavoured Spirits und wird in kräftigem Rot erstrahlen. Mit einem fruchtigen, etwas süßeren Charakter spricht die neue Variante eher Frauen sowie ein mit Gin noch nicht so vertrautes Publikum an. Preislich werde die Innovation im Premium-Segment über 20 Euro positioniert.
Martini steigt ins alkoholfreie Segment ein
Innovativ zeigt sich das Unternehmen weiterhin auch bei Martini. Der Vermouth präsentiert sich im März oder April erstmals mit zwei alkoholfreien Varianten, einer roten und einer weißen. „Die Kategorie ist zwar noch klein, aber das Potenzial ist riesig“, unterstreicht der Bacardi-Chef. Immer mehr Konsumenten würden alkoholfreie Drinks nachfragen, um sich auch in Situationen, wo sie keinen Alkohol trinken wollten, zugehörig zu fühlen.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre würden sich nicht-alkoholische „Spirituosen“ zu einer der größten Kategorien entwickeln, ist Rampf überzeugt. Unter dem Motto „Jede Zeit ist Martini-Zeit“ werde die Marke den wachsenden Trend mit anschieben. Schwerpunktmäßig sollen die neuen Sorten über die Gastronomie eingeführt werden. Ein Fokus liegt auf der Systemgastronomie mit Mittagstisch, wo alkoholfreie Drinks besonders gefragt sind.
Große Pläne hat Nicolas Rampf auch noch mit der Marke Patrón. Der Ultrapremium-Tequila gehört seit dem vergangenen Jahr komplett zum Bacardi-Imperium – inklusive der Destillerie und ihres kompletten Personals. Mit der handwerklichen Produktion partizipiere Patrón am aktuellen Craft-Trend. Im Portfolio findet sich eine ganze Reihe an interessanten gereiften Produkten.
Mithilfe der Partner in der exklusiven Gastronomie werde man bekannte Cocktail-Klassiker wie die Margarita mit Patrón neu definieren. „Wir müssen weg vom Konsum mit Salz und Zitrone“, sagt Rampf, der nichts Geringeres im Sinn hat als mit geschmacklicher Vielfalt „die Wahrnehmung der Kategorie“ zu ändern. Erfahrene Bartender hätten hier „einen Aufklärungsauftrag“.
Patrón könnte zur vierten Säule werden
Bis es soweit ist, kann es aber noch etwas dauern, auch das ist dem Geschäftsführer bewusst. „Tequila wird noch nicht als das wahrgenommen, was es sein könnte“, räumt er ein. „Das ist noch ein weiter Weg.“ Das Potenzial schätzt er aber als enorm ein, in den nächsten fünf Jahren könne sich der Absatz jährlich verdoppeln – und Patrón zum vierten Standbein von Bacardi in Deutschland werden.
Bei der Umsetzung der langen Agenda baut der junge Manager ganz auf die Unterstützung seines Teams. Nach seiner Auffassung von Führung muss ein Chef heute nicht mehr alles selber wissen, sondern sollte im täglichen Business auch von den Stärken seiner Mitarbeiter profitieren. „Ich muss den Raum schlau machen“, nennt er das. Und dabei ist, nach seiner Auffassung, neben jungen Impulsen immer auch Erfahrung gefragt. Innovationsfreudig muss man sein, um in sein Team zu passen. „Wer Lust, ja Hunger auf Veränderung hat“, ist bei ihm richtig. Das Alter sei da zweitrangig.
Die dafür freilich dennoch notwendige Zeit darf er sich nehmen. Glücklicherweise müsse man in einem Familienunternehmen nicht in Geschäftsjahren denken und dürfe längerfristig planen. „Ich bin eher jemand, der sät und dann in fünf Jahren schaut, was daraus geworden ist.“ Was freilich nicht heißt, dass man sein Tun nicht an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen sollte. „Man muss agil bleiben, sich immer wieder hinterfragen“, fasst Rampf zusammen. Für Menschen mit „Hunger auf Veränderung“ sollte das eine Freude sein.
Unser Gesprächspartner:
Nicolas Rampf ist seit Juli 2019 Managing Director von Bacardi DACH und Geschäftsführer der Bacardi GmbH. Er kam im November 2011 zu Bacardi und war dort anfangs als National Key Account Manager Retail & Discount tätig. Seit März 2017 arbeitete er als Sales Director. Rampf begann seine Karriere 2007 bei L’Oréal, wo er zuletzt die Position des Key Account Managers Retail & Discount innehatte.
Bei Bacardi löste Nicolas Rampf Stephan Tenhaef ab, der als Managing Director der Ländergruppe Frankreich/Italien/Griechenland nach Paris wechselte.