Der Bierausstoß sowie die Hopfen-Erntemenge und -Anbaufläche sind 2019 weltweit gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies geht aus dem Barth Haas-Bericht Hopfen 2019/2020 hervor, der heute veröffentlicht wurde. 2019 gab es mit 130.000 Tonnen die größte Erntemenge seit 1993. Die positive Entwicklung bei der Anbaufläche setzt sich auch 2020 fort: Aktuell wird Hopfen auf mehr als 62.700 Hektar angebaut, ein Zuwachs von weiteren 1.100 Hektar gegenüber 2019.
Kennzahlen der Hopfen- und Brauwirtschaft
Allerdings trübt inzwischen auch in der Hopfenwirtschaft die Corona-Krise die Stimmung: Der weltweit führende Hopfendienstleister Barth-Haas prognostiziert deutliche Auswirkungen der Pandemie auf die Branche, denn die Rekorderntemenge von 2019 trifft nun auf einen sinkenden Bierausstoß. „Ich gehe davon aus, dass wir die Auswirkungen der Pandemie auch 2021, wenn nicht noch länger, spüren werden“, sagt Stephan Barth, geschäftsführender Gesellschafter von Barth Haas.
Craftbrauer leiden überproportional
Besonders das für die Hopfenwirtschaft so wichtige Craftbier-Segment, das inzwischen über 30 Prozent der weltweiten Hopfenmenge einsetzt, leide weltweit überproportional, da die meisten Craft-Brauereien vom Ausschank vor Ort und in der Gastronomie abhängig seien, erklärt Heinrich Meier, der Autor des Barth Haas-Berichts Hopfen 2019/2020, bei der Vorstellung des Zahlenwerks. Als Folge der Pandemie könnte der weltweite Bierausstoß nach Schätzungen im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 je nach Modell um acht bis vierzehn Prozent sinken. Aus heutiger Sicht werde er das Niveau von 2019 frühestens 2022, wenn nicht später, wieder erreichen. Damit werde auch deutlich weniger Hopfen benötigt. Barth Haas habe jedoch genügend Liquidität und Lagerkapazitäten aufgebaut, um auch diese Situation zu bewältigen, unterstreicht Stephan Barth.
Neuausrichtung erforderlich
Heinrich Meier appelliert an die Hopfen- und Bierbranche: „Wenn Angebot und Nachfrage nicht in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, ist die langfristige Leistungsfähigkeit der Hopfenwirtschaft von einer schnellen Aushöhlung bedroht, an der niemand Interesse haben kann.“ Die Hopfenwirtschaft werde auch in Zukunft vor großen Herausforderungen stehen. Es werde weitere Beeinträchtigungen für die Hopfenpflanzer geben, zum Beispiel durch restriktive Vorschriften beim Einsatz von Saisonarbeitskräften oder auf europäischer Ebene durch neue einschränkende Vorschriften zur Düngung und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Hinzu komme der Klimawandel, der in Zukunft für stark schwankende Erntemengen sorgen werde. Eine Neuausrichtung des Hopfenanbaus sei deshalb dringend erforderlich, so Meier.
Krise bislang gut bewältigt
Stephan Barth zeigt sich dennoch insgesamt zuversichtlich: „Wir haben in unserer langen Geschichte seit 1794 zahlreiche Krisen erfolgreich bewältigt. Gerade in einer solchen Krise zeigen sich der Wert einer starken Unternehmerfamilie und die besondere Stärke eines Familienunternehmens.“ Bislang sei Barth Haas gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Dabei seien motivierte und qualifizierte Mitarbeiter ein wichtiger Faktor. Das Unternehmen habe in dieser schwierigen Zeit die Beschäftigtenzahl gehalten und keine Kurzarbeit angeordnet. „Wir denken nicht kurzfristig im Sinne des Shareholder Values, sondern langfristig über Generationen, und deshalb bin ich auch überzeugt, dass Barth Haas diese Krise überstehen wird – gemeinsam mit unseren Partnern, Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Stakeholdern“, sagt Barth.
Teile des Hopfenberichts von Barth Haas wurden bereits Anfang Juni veröffentlicht. Wir haben darüber berichtet.
Den Artikel über die Entwicklung der weltweiten Bierproduktion finden Sie hier.
Die Übersicht über die weltweit 40 größten Brauereigruppen, unter denen sich inzwischen auch sieben deutsche Unternehmen befinden, finden Sie hier.