Die Hopfenbranche geht durch schwere Zeiten. Zum einen lässt der rückläufige Biermarkt die Nachfrage nach Hopfen weiter schwinden. Zum anderen setzt der Klimawandel mit Extremwettern die Pflanzer mehr denn je unter Druck. Die Sorge wächst, dass immer mehr Erzeuger aufgeben und damit die derzeitige Überversorgung in einen Mangel umschlagen könnte.
Nach einer deutschen Hopfenernte 2024 mit vergleichsweise großen Mengen hat sich die seit einigen Jahren bestehende Überversorgung des Hopfenmarktes weiter verschärft. Vordergründig bedeute dies zwar für die Brauer Versorgungssicherheit und niedrige Preise, erklärte Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, in einer gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich der Fachmesse Brau Beviale in Nürnberg. Längerfristig sieht er aber erhebliche Risiken durch den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf die Hopfenpflanzer; Stilllegungen von Flächen und Betriebsaufgaben könnten im Falle unterdurchschnittlicher Ernten „das Pendel des Marktes in die andere Richtung schlagen lassen“, so König.
Vor allem in den USA führte die schwache Nachfrage nach Hopfen bereits zu Rodungen in erheblichem Umfang: Wie Pascal Piroué, erster Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbands (DHWV), ausführte, gingen im US-Hopfengebiet seit dem Höchststand 2021 fast 29 Prozent der Anbaufläche verloren, allein in diesem Jahr meldet die Branche einen Rückgang um 18,5 Prozent.
Betriebsaufgaben auch in Europa
In Europa ist dies bislang laut Piroué noch nicht der Fall. Doch auch hier erwartet er nach den Ernten 2025 und 2026 umfangreiche Flächenrückgänge und Betriebsaufgaben. Adolf Schapfl, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, teilt diese Sorge und erklärte sie damit, dass nach 2025 viele bereits fixierte Verträge der Lieferanten mit ihren Kunden auslaufen. Die Pflanzer befürchteten, dass ihnen danach keine Verträge oder nur noch solche mit zu niedrigen Preisen angeboten werden könnten. Wirtschaftlicher Hopfenbau sei so nicht möglich.
Angesichts massiver Bestände und einer anhaltend schwachen Nachfrage nach Hopfenprodukten sieht Pascal Piroué die deutschen Hopfenwirtschaft vor großen finanziellen Herausforderungen. Bei rückläufigen Umsätzen belasteten vor allem die Zins- und Lagerkosten die Ergebnisse der Vermarkter.
Eine Ursache für die sinkende Nachfrage ist laut dem Verbandschef das in den USA weiter deutlich nachlassende Interesse an Craftbieren, für die große Mengen an Hopfen benötigt werden. Erste Hochrechnungen zeigten dort ein Minus von fast fünf Prozent, so Piroué. Hinzu kommt im Markt eine wachsende Konkurrenz durch Getränke, die ohne Hopfen hergestellt werden, wie beispielsweise aromatisierte Spirituosen oder Ready-to-drink-Cocktails. Potenzial gebe es nur noch im Segment der alkoholfreien Biere.
Klimawandel setzt Hopfenbauern zu
Neben den Problemen des schrumpfenden Biermarkts macht den Hopfenerzeugern der Klimawandel massiv zu schaffen. So erhöhte 2024 eine bis in den Sommer hinein feuchte Witterung den Druck durch Pilzerkrankungen. Da immer weniger wirksame Pflanzenschutzmittel zugelassen seien, verzeichneten manche Pflanzer erhebliche Verluste in Menge und Qualität, berichtete Adolf Schapfl.
In Jahren wie 2024 brauche es Notfallzulassungen, da die regulär erlaubten Wirkstoffe nicht mehr ausreichten, so der Verbandspräsident. Hinzu kamen in manchen Hopfengärten durch anhaltende Niederschläge Überflutungen, die mitunter zu kompletten Ernteausfällen, mancherorts gar zur Zerstörung der Pflanzen führten.
Das genaue Gegenteil erlebte die Branche in den beiden Vorjahren, wo große Hitze und Trockenheit die Ernte gering ausfallen ließen. In Zukunft werde der Erhalt der Hopfenproduktion in hohem Maße von einer ausreichenden Wasserversorgung abhängen, unterstrich Schapfl. Die in den letzten Jahren bereits von vereinzelten Pflanzern begonnene Bewässerung muss daher nach seiner Einschätzung weiter ausgebaut werden.
So seien in den Anbaugebieten Spalt und Hallertau Bewässerungsverbände gegründet worden. Sie installierten Systeme, die überschüssiges Oberflächenwasser für sommerliche Trockenphasen speicherten. Angesichts hoher Kosten sei die Branche auch hier auf staatliche Unterstützung angewiesen. Eine weitere Hoffnung ruht auf der den Bemühungen von Züchtern und Vermarktern, dem Klimawandel mit neuen, resistenten Hopfensorten zu begegnen.
Ernte 2024 mit überdurchschnittlicher Menge
Fürs Jahr 2024 melden die Hopfenverbände eine mengenmäßig gute Ernte. In Deutschland wurden 46.536 Tonnen Hopfen produziert, 13 Prozent mehr als im Vorjahr und drei Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt. Einerseits erschwerte das zu nasse Frühjahr die Arbeit der Pflanzer, andererseits sorgten die anhaltenden Niederschläge für hohe Bodenwasservorräte, die meist über die Trockenperioden im Juli und August hinweghalfen. Dennoch habe die Qualität, insbesondere bei den traditionellen Aromasorten, durch Hitzestress im August gelitten, so dass die Alphawerte unterdurchschnittlich ausfielen.
(Die Alphasäure ist der für das Bierbrauen wichtigste Bestandteil des Hopfens und für die Bittere des Biers verantwortlich. Hopfenpflanzer verkaufen ihre Hopfen zum Teil auf Basis der gelieferten Alphamenge, und in den Verträgen mit den Brauereien ist die Alphasäure ebenfalls häufig ein Preisfaktor.)