Die weltweite Anbaufläche für Hopfen ist 2020 das siebte Jahr in Folge gestiegen. Die USA sind mit einem Anteil von 40 Prozent das Land mit der weltweit größten Hopfenanbaufläche, gefolgt von Deutschland mit 33 Prozent und Tschechien mit 8 Prozent. Das geht aus dem Barth Haas-Bericht Hopfen 2020/2021 hervor, den der weltweit führende Hopfenspezialist im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vorstellte.
2020 stieg die weltweite Anbaufläche für Hopfen um 1,3 Prozent auf 62.366 Hektar. Trotz einer größeren Anbaufläche lag die Erntemenge um 7.500 Tonnen unter dem Vorjahr. Die Hälfte dieses Rückgangs liegt in einer unterdurchschnittlichen Ernte in den USA begründet. „In den USA haben uns die Effekte der Klimakrise im letzten Jahr erstmals richtig spürbar erwischt: In Nachbarschaft unserer Anbaugebiete wüteten zu Erntebeginn Waldbrände. Die klimatischen Umstände, die diese Waldbrände schürten, führten auch zu außergewöhnlich heißen Winden am Anfang der Ernte, die die Erträge über 10 Prozent schmälerten“, erklärt Alexander Barth, der für den US-Markt verantwortliche Gesellschafter des Familienunternehmens.
Neben der Erntemenge ist die Alphasäure ein entscheidender Faktor der Hopfen- und Bierbranche. Sie ist der für das Bierbrauen wichtigste Bestandteil des Hopfens und für die Bittere des Biers verantwortlich. „Auch wenn die geerntete Alphamenge nur geringfügig über dem Vorjahr liegt, ist es dennoch ein neuer Allzeitrekord und das, obwohl die Erntemenge um 6 Prozent unter dem Vorjahr lag“, sagt Heinrich Meier, der Verfasser des Hopfen-Berichts.
Auch 2021 verlief der Beginn der Vegetation nicht optimal. In Europa war es meist zu kühl, mit der Folge eines Wachstumsrückstands Ende Mai von bis zu zwei Wochen. Inzwischen gab es Unwetter mit Hagelschäden in Hopfenanlagen in Tschechien, Polen und Deutschland (Anbaugebiet Tettnang). In den USA macht eine Hitzewelle dem Hopfen zu schaffen. Die weitere Witterung entscheidet letztlich darüber, wieviel Hopfen und welche Hopfenalphamenge dem Markt zur Verfügung stehen wird.
Hopfenangebot höher als die Nachfrage
„Das Hopfenangebot der Ernte 2020 wird den Bedarf im Braujahr 2021 übersteigen. Der Markt wird somit das zweite Jahr in Folge einen Hopfenüberschuss aufweisen“, so Meier. „Die Preisreaktionen auf dem Hopfenmarkt waren jedoch gering, weil dem Markt unter anderem aufgrund der sehr hohen Vorvertragsquoten und der schwachen Ernte in den USA nur wenig Spotmenge zur Verfügung stand“, erklärt Meier.
Abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie müsse auch in den nächsten Jahren mit einer schwachen Nachfrage gerechnet werden. „Die internationale Hopfenwirtschaft kann der Überproduktion nur mit Flächenanpassungen begegnen. Diese sind dringend erforderlich, um sich einem Marktgleichgewicht wieder annähern zu können“, sagt Meier.
Alexander Barth gibt jedoch zu bedenken: „Eine Überproduktion kann in diesen Zeiten klimabedingt ganz schnell in einen Mangel umschlagen. Die Ernten sind nicht mehr so planbar wie früher und die Erträge schwanken stärker.“ Die Brauwirtschaft tue gut daran, höhere Bestände zu halten, um einen Puffer für magere Zeiten zu haben. „Alles in allem sehen wir herausfordernden Zeiten entgegen.“