Der Bayerische Brauerbund appelliert auf seiner heutigen Jahrespressekonferenz an die Politik, den Brauern zielgerichtete Hilfspakete und Planungssicherheit zu geben. Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Absatzzahlen des vergangenen Jahres (wir berichteten) würden nicht im Geringsten die aktuelle Situation in der Branche widerspiegeln. Entscheidend seien die enormen Absatzverschiebungen innerhalb des Biermarktes, die viele Brauereien in Existenznot bringen, so der Verband.
Etwa 30 Prozent des bayerischen Bieres werden in der Gastronomie abgesetzt. Diese Absätze seien mit zusätzlichen Serviceleistungen oder mit Investitionstätigkeiten zugunsten der Wirte verbunden und so erlösstärker als jeder Handelshektoliter. Ähnlich schmerzhaft seien Umsatzverluste der rund eine Million fehlenden Hektoliter, die sonst auf Volksfesten in Bayern ausgeschenkt werden. So schrumpfe der wertmäßige Umsatz der Brauereien deutlich gravierender als es die Absatzzahlen suggerieren würden, heißt es.
Gastgewerbe in Not
Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, hat für die Branche konkrete Erwartungen und fordert von der Politik wirksame und zielgerichtete Hilfen für Bayerns Brauereien. „Wirksam wäre die Wiederherstellung der alten ,Biersteuermengenstaffel-Spreizung‘, was gerade den mittelständischen Betrieben Liquidität und Zukunftsperspektive geben würde“, so Schneider. Auch die Gastronomie brauche dringend Unterstützung über die unmittelbare Corona-Krise hinaus. „Wir stehen an der Seite des bayerischen Gastgewerbes und fordern die unbefristete Senkung der Umsatzsteuer auf gastgewerbliche Leistungen – auch auf Getränke – von 19 auf 7 Prozent!“
Sorge um Mehrwegsystem
Der Bayerische Brauerbund nutzt seine Jahrespressekonferenz auch, um auf den neuen Mehrwegflaschenpool aufmerksam zu machen, den der Verband gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen und dem norddeutschen Brauerbund als Genossenschaft ins Leben gerufen hat (wir berichteten). Der Verband zeigt sich besorgt um das Mehrwegsystem. Immer mehr Individualflaschen schwächten und verteuerten das System. „Wir wollen das gemeinschaftlich beklagte Problem der dauerhaften Sicherung des einmaligen Mehrwegsystems der deutschen Brauwirtschaft im solidarischen Schulterschluss der Branche auch gemeinsam lösen, ohne dass sich für den Endverbraucher etwas ändert“, sagt Schneider. Zur Stabilisierung des Systems werde langfristig auch die Erhöhung des Pfandes ein wichtiger Baustein sein.