Schrittmacher der Branche, Antreiber und Mutmacher: So bezeichnete Dr. Niels Lorenz, Chef der Radeberger Gruppe, in seiner Laudatio Günther Guder, der die Führung des Bundesverbands des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH) am vergangenen Donnerstag an seinen Nachfolger Dirk Reinsberg übergab. Guder stand mehr als 23 Jahre lang an der Spitze des Verbands und verabschiedete sich anlässlich der diesjährigen Delegiertenversammlung in Bonn offiziell in den Ruhestand. Zugleich löst Eric Boecken Peter Sagasser an der Spitze des Beirats ab.
Guder reicht den Staffelstab in einem für die Branchenvertretung historischen Jahr weiter: Den feierlichen Rahmen für seine Verabschiedung lieferte der Kommunikationsabend der Delegiertenversammlung im Jahr des 120-jährigen Verbandsjubiläums, an dem über 650 hochkarätige Branchenvertreter teilnahmen. „Günther Guder ist der Bundesverband“, unterstrich Lorenz in seiner Laudatio. Er hob insbesondere dessen „glasklare Rhetorik“ hervor. Guder werde in Deutschland gehört, auch von der Politik, die „seinen schlüssigen Argumenten folgt“.
Bei Konflikten immer „Augenmaß bewiesen“
Der langjährige Verbandschef habe im Ausgleich der Interessen zwischen Industrie und Handel immer „Augenmaß bewiesen“ und „Konflikte einvernehmlich geregelt“, betonte Dirk Hinkel, geschäftsführender Gesellschafter der Hassia-Gruppe, in seiner Festrede. Er erinnerte beispielhaft an die Insolvenz des Getränke-Rings im Jahr 2012, die vielen Getränkehändlern schwere Liquiditätsprobleme brachte. Mit seinem beherzten Eingreifen habe Guder erfolgreich Schadensbegrenzung erzielen können.
Die hohe Qualität und Serviceorientierung des BV GFGH lobte Dr. Holger Bingmann, Präsident des Groß- und Außenhandelsverbands BGA, in seiner Laudatio. Er könne nach seiner aktiven Zeit gerne nach Berlin kommen „und unseren Verband aufräumen“, lud er Guder ein.
Voller Zuversicht blickten alle Redner indessen auch in die Zukunft des Verbands, der mit Dirk Reinsberg einen sehr kompetenten Mann an der Spitze gefunden habe. Sehr positiv gewürdigt wurde dabei die Entscheidung, Reinsberg bereits 2017 zur Einarbeitung in den Verband zu holen. „Die Kosten eines abrupten Wechsels werden oft nicht beachtet“, erklärte Günther Guder. Durch den fließenden Übergang sei er nun hervorragend vorbereitet, stimmte Reinsberg zu. Anders als der Brexit sei auf diese Weise der „BV-Exit“ Guders bestens gelungen.
Dirk Reinsberg für Nachfolge bestens vorbereitet
Auch nach Überzeugung von Dr. Niels Lorenz kann Reinsberg „die großen Fußstapfen seines Vorgängers ausfüllen“. Mit ihm habe er immerhin „einen der besten Männer ziehen lassen“, spielte der Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger-Gruppe darauf an, dass der neue Verbandschef vor seinem Wechsel viele Jahre in leitenden Positionen der Braugruppe tätig war. Er werde sicherlich Guder nicht kopieren, sondern seinen eigenen Stil finden. „Und an Themen wird es auch künftig nicht mangeln“, so Lorenz.
Themen, zu denen sich auch Günther Guder an seinem letzten Tag an der Verbandsspitze noch engagiert äußerte, darunter die aktuelle Diskussion über eine Erhöhung der Pfandsätze, die logistischen Probleme im Jahrhundertsommer 2018 oder die anhaltenden Differenzen in der Gebindepolitik. Um Letztere wird er sich auch noch eine Weile weiter kümmern können – als Vorsitzender von Pro Mehrweg, dessen Geschäftsführung er übernehmen wird, „um den Verband auf eine breitere Basis zu stellen und auch hier eine Perspektive in der Nachfolge aufzuzeigen“. Mit „einem Zeh“ werde er also der Branche noch erhalten bleiben, kündigte Guder an. Eine Entscheidung, die von den Gästen mit großem Beifall bedacht wurde.
Hintergrund:
Günther Guder (66) begann seine Karriere 1978 als Prokurist bei der Brau-Ring Kooperation. Es folgten verschiedene Führungspositionen in Öffentlichkeitsarbeit und Marketing beim Einbecker Brauhaus, der Licher Privatbrauerei und bei Dinckelacker.
1996 wurde der Diplombetriebswirt Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Vereins Pro Mehrweg, gleichzeitig trat er als Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels an.
Mit dem Abschluss der Neustrukturierung und Zentralisierung des Bundesverbands wurde er 2004 dessen alleiniger geschäftsführender Vorstand. Im selben Jahr übernahm er auch als Vizepräsident Verantwortung beim Cegrobb, dem Zusammenschluss der Verbände des GFGHs auf europäischer Ebene. Seit 2011 steht er diesem als Präsident vor.
Günther Guder wird am 31. Juli in den Ruhestand treten.
Dirk Reinsberg (49) startete seine berufliche Laufbahn nach dem Studium der Rechtswissenschaften als Vertriebsjurist beim Brauhaus Jever. Im Zuge des Verkaufs an die Radeberger Gruppe wechselte er 2011 nach Frankfurt und übernahm die Position des Geschäftsführers der RG Service- und Verwaltungsgesellschaft. Seit 2013 leitete er den Vertriebssupport Gastronomie des Konzerns.
2017 begann Reinsberg als Justiziar beim GFGH-Bundesverband, 2018 wurde er dessen Geschäftsführer. Im Schulterschluss mit Günther Guder bereitete er sich seitdem auf die Arbeit an der Spitze des Verbands vor, dessen Führung er nun übernimmt.