Der Gerolsteiner Brunnen führt ab Oktober eine neue Individualflasche im 12er-Individualkasten ein (wir berichteten). Getränke News sprach mit Marketingleiter Marcus Macioszek über die Hintergründe.
Getränke News: Mit dem neuen Gebinde haben Sie sich gegen den GDB-Pool entschieden. Warum?
Macioszek: Immer mehr Menschen entscheiden sich beim Mineralwasserkauf für die Verpackungsvariante Glas-Mehrweg. Moderne Individualgebinde wie unsere 2010 eingeführte Gerolsteiner 1-Liter-Glasmehrwegflasche im 6er-Kasten beflügeln diese Entwicklung. Wie die Marktzahlen belegen, kommen sie bei den Verbrauchern besonders gut an. Mit unserer 12 x 0,75-Liter-Gebinde-Initiative wollen wir auf die Verbraucherwünsche eingehen und die Popularität von Mineralwasser in Glas-Mehrwegflaschen weiter fördern.
Mit einer Glasindividualflasche sind wir in der Lage, auf die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Gerolsteiner Zielgruppe zu reagieren und deren Ansprüche an Qualität und Design bestmöglich umzusetzen. Wir können so das Qualitätsversprechen unseres Mineralwassers auch beim Gebinde unter der Marke Gerolsteiner als Absender einlösen.
Getränke News: Mit einer Poolflasche hätten Sie jedoch in Sachen Klimaschutz deutlich mehr punkten können. Chance vertan?
Macioszek: Verglichen mit der klassischen 0,7-Liter-GDB-Perlenflasche ist unser Gebinde deutlich leichter und transportiert zugleich mehr Volumen pro Lkw. Gerolsteiner ist derzeit mit den 12er-GDB-Gebinden vor allem im Stammgebiet vertreten, also in NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland. Für Transporte im Stammgebiet, das ca. 80 Prozent unseres gesamten Absatzes ausmacht, ergeben sich daher kaum Unterschiede, ob das Leergut wieder zurück nach Gerolstein oder wie bei der GDB-Flasche auch zu einem anderen Abfüller transportiert werden kann. Hinzu kommt, dass die GDB-Glas-Gebinde den Vorzug des Pools nicht mehr wie in früheren Zeiten ausspielen können, da bereits einige Brunnen mit eigenen Individuallösungen den Pool verlassen haben und nur ein Teil der Mitglieder auf die neu eingeführten GDB-Glas-Gebinde umstellt.
Getränke News: Welche Summe wurde in das neue Gebinde investiert? Über wie viele Kästen und Flaschen reden wir?
Macioszek: Die Einführung bedeutet inklusive der Gebinde-Entwicklung, der Produktion von Flaschen und Kästen und der entsprechenden Abfülltechnologie ein signifikantes Investitionsvolumen und einen logistischen Kraftakt. Was die Zahl der Gebinde betrifft, reden wir über 2,7 Millionen Kästen und mehr als 30 Millionen Flaschen.
Getränke News: Wie soll der Austauschprozess ablaufen?
Macioszek: Wir führen das neue Gebinde sortenweise ein und stellen zugleich sortenweise von GDB auf Individual-Glas um. Los geht es im Oktober 2019 mit unserem stillen Mineralwasser Gerolsteiner Naturell, im Frühjahr 2020 folgt Gerolsteiner Medium, im Sommer 2020 dann Gerolsteiner Sprudel.
Getränke News: Die Glasflasche liegt bei Mineralwasser voll im Trend, die Zeichen stehen auf Wachstum. Welche Rolle spielt hier die Diskussion um Mikroplastik und Plastikflaschen in den Weltmeeren?
Macioszek: Das Material Glas wird von vielen qualitätsbewussten Verbrauchern und gerade auch von Markenverwendern in der Anmutung und Haptik als höherwertig erlebt und daher bevorzugt. Mit zeitgemäßen, in Design und Handling an den Kundenwünschen orientierten Glasgebinden steigt die Attraktivität von Glas als Verpackungsvariante für Mineralwasser. Beim Mineralwasserkauf ist neben individuellen Verpackungsvorlieben jedoch vor allem die Konsumsituation ausschlaggebend für die Wahl des Gebindes: Für unterwegs oder auch zum Beispiel beim Sport sind PET-Flaschen dem Material Glas überlegen.
Mineralwasser wird in Deutschland auch in PET-Mehrwegflaschen angeboten – bei den Markenmineralwässern ist das sogar das absatzstärkste Gebinde. Zudem gibt es flächendeckende Rücknahmesysteme, um die man uns in anderen Ländern beneidet. Hierzulande werden 99 Prozent der pfandpflichtigen PET-Getränkeflaschen gesammelt, 98 Prozent davon werden recycelt. Das Problem des Litterings, also der Verschmutzung der Umwelt durch weggeworfene PET-Getränkeflaschen, gibt es in Deutschland daher nicht.
Getränke News: Mit welchem Anteil von Glas- und PET-Flaschen rechnen Sie bei Gerolsteiner in fünf Jahren?
Macioszek: Aus Sicht des Gerolsteiner Brunnens gehört bei Mineralwasser die Zukunft sowohl Glas als auch PET und sowohl Mehrweg- als auch Einweggebinden. Jede Verpackungsform hat ihre Vorzüge und Stärken – auch bezogen auf die Umweltwerte. 65 Prozent des Gerolsteiner Absatzes entfallen auf Glas- bzw. PET-Mehrwegflaschen, 35 Prozent auf PET-Einweggebinde. Nach Verpackungsmaterialien betrachtet hat Glas bei Gerolsteiner einen Absatzanteil von 27 Prozent. Glas ist für das Produkt Mineralwasser eine wichtige Verpackungsvariante. Wir gehen davon aus, dass Glas gerade bei Markenmineralwasser weiter an Bedeutung gewinnen wird. Mit der Einführung unseres neuen Glasgebindes wollen wir diesen Trend zu Glas unterstützen.