Die Unternehmen des Getränkefachgroßhandels mussten im Corona-Jahr 2020 im Schnitt rund 30 Prozent Umsatzverluste hinnehmen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels im April unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat. Mehr als 200 Unternehmen und damit über 40 Prozent der Mitglieder nahmen daran teil. Angesichts dieser Rücklaufquote gäben die Einschätzungen das Stimmungsbild sehr gut wieder, ordnet der geschäftsführende Vorstand des Verbands, Dirk Reinsberg, die Ergebnisse ein.
Über 80 Prozent der befragten Fachgroßhändler gaben demnach an, stark von der Schließung der Gastronomie und der Absage von Veranstaltungen betroffen zu sein. Nur knapp 18 Prozent tangiere das weniger oder kaum und lediglich 2 Prozent hätten aufgrund ihrer unternehmerischen Ausrichtung (LEH-Streckengeschäft oder Getränkeeinzelhandel) gar keine Einschränkungen zu verzeichnen.
„Ein temporärer Umsatzrückgang in dieser Größenordnung ist für die Betriebe zu verkraften – aber über einen Zeitraum von sechs Monaten, wie wir ihn aktuell in der zweiten Phase des Lockdowns erleben müssen, ist das nicht zu stemmen“, unterstreicht Reinsberg. Dabei können keineswegs alle Unternehmen von der „Überbrückungshilfe III“ profitieren. Die staatliche Unterstützung erhalten nämlich nur Unternehmen, die mehr als 30 Prozent Umsatzrückgang verzeichnen. Wer nur einen Prozentpunkt darunter liege, erhalte gar nichts, erklärt Reinsberg. „Dabei belasten diese fehlenden Einnahmen den Betrieb über Monate und haben teilweise erhebliche wirtschaftliche Folgen. Entlassungen oder gar Unternehmensschließungen könnten die Folge sein.“
Hinzu kommt dem Verband zufolge, dass die Wirtschaftshilfen zu einer Wettbewerbsverzerrung führen: Mitbewerber, die die Leistungen in Anspruch nehmen dürfen, können nicht nur ihre Verluste ausgleichen, sondern erhalten auch gezielte Investitionen in die Zukunft – zum Beispiel in Digitalisierung – erstattet. Etwa 32 Prozent der befragten Unternehmen seien davon betroffen und hätten in Bezug auf finanzielle Unterstützung das Nachsehen, moniert der Verband, der darin einen Hauptkritikpunkt sieht. „Hier bedarf es einer Anpassung, um allen Betrieben entsprechend ihrer Betroffenheit den Zugang zu Wirtschafts- und Investitionshilfen zu ermöglichen“, fordert der Vorstand.
Auch über diese Themen hinaus gibt es für die Branche aktuell wenig Lichtblicke. Laut der Umfrage beanspruchen etwa 80 Prozent der befragten Unternehmen Kurzarbeit, knapp 20 Prozent sehen ihre Existenz gefährdet. Für weniger als ein Drittel (28 Prozent) sind die Hilfen von Bund und Ländern zur Bewältigung der wirtschaftlichen Schäden ausreichend.
Sorgen machen zudem Probleme, die noch nach der Pandemie auf die Branche zukommen. Für 84 Prozent ist eine der größten Herausforderungen die zu erwartende veränderte Nachfrage, da gastronomische Betriebe und damit Kunden des Getränkefachgroßhandels schließen werden. 75 Prozent befürchten ein verändertes Kaufverhalten, zum Beispiel durch die wachsende Konkurrenz von Lieferdiensten.