Mit dem Erwerb der Horst Lehmann Getränke GmbH, Potsdam, will die Nürnberger Verbundgruppe GES langfristig ihre strategische Marktposition im deutschen Getränkefachhandel sichern und ausbauen. Wie der GES-Vorstandsvorsitzende Ulrich Berklmeir auf Anfrage von Getränke News bestätigt, hat die Kooperation die Anteile des Gründers Horst Lehmann in Höhe von 57,6 Prozent übernommen. Lehmann, der das Unternehmen vor 65 Jahren eröffnete, zieht sich altersbedingt aus dem Geschäft zurück.
Mit dem Deal erhöht die GES ihre Anteile auf 97,6 Prozent. Sie war seit 2001 bereits mit 40 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Geschäftsführender Gesellschafter bleibt Samir Rezgui, der unverändert 2,4 Prozent Anteil an Getränke Lehmann hält und bereits seit 2009 an der Spitze steht. Horst Lehmann Getränke gilt als einer der bedeutendsten Fachgroßhändler Deutschlands. Schwerpunkt ist die Belieferung der Gastronomie in Berlin.
Verbundgruppe sticht Krombacher aus
Die Übernahme dürfte für viele in der Branche überraschend kommen, denn die Anteile Horst Lehmanns wurden eigentlich bereits von der Krombacher Brauerei erworben. Die GES machte aber am 3. Februar über ihre Beteiligungsgesellschaft MBV Mittelständische Beteiligungs- und Vertriebsgesellschaft GmbH von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.
Sehr zufrieden zeigt sich Ulrich Berklmeir mit der Transaktion. Lehmann sei in der weiterhin wachsenden Trendmetropole bestens aufgestellt, von der Speisen- bis zur Trend- und Szenegastronomie, freut sich der GES-Chef. „Für die Lieferanten, auch international, ist Berlin ein absoluter Fokusmarkt“, so Berklmeir, der damit die Marktposition der GES im Interesse aller ihrer Mitglieder deutlich gestärkt sieht.
Auch das Feedback der GES-Mitglieder sei sehr positiv, so Berklmeir. Schließlich bleibe durch die Übernahme Horst Lehmann Getränke Teil des mittelständisch geführten Verbunds der GES-Gruppe, anstatt, wie inzwischen viele Getränkefachgroßhändler, ins Portfolio von Braukonzernen überzugehen.
GES will sich stärker strategisch einbringen
Auch für die Lehmann-Mitarbeiter soll sich nichts ändern. Der Potsdamer Händler sei „ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen“, personelle Veränderungen im Management oder in der Belegschaft seien nicht geplant, so Berklmeir. Die eine oder andere gezielte Verstärkung schließt er aber nicht aus. Als Mehrheitsgesellschafter werde sich die GES künftig stärker strategisch einbringen, um das Unternehmen noch weiter nach vorne zu bringen und unter anderem die Digitalisierung weiter voranzutreiben.
Durch den Neuerwerb baut die GES ihr eigenes Warengeschäft aus. Mit dem bestehenden Beteiligungsunternehmen Bremer Spirituosen Contor (BSC) und der Schwestergenossenschaft Schokoring erzielte die GES 2021 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 220 Millionen Euro. Der Verrechnungsumsatz der Verbundgruppe betrug im selben Zeitraum 880 Millionen Euro.