Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH (GVM) hat ihre umstrittenen Berechnungen zu den sogenannten Individualflaschen bei Bier korrigiert. Die GVM hatte im Rahmen einer Auftragsforschung für einen Einweglobbyverband den Anteil der Individualflaschen bei Bier für das Jahr 2017 auf 42 Prozent und in einer Prognose für das Jahr 2022 sogar auf 49 Prozent geschätzt.
Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) hingegen wies immer wieder darauf hin, dass diese Schätzungen nicht seriös sein konnten und die Branche in eigenen Berechnungen auf einen Individualflaschen-Anteil von 22 bis 23 Prozent an der Gesamtmenge des in Mehrwegpfandflaschen abgefüllten Biervolumens kommt. Das entspricht gerade einmal der Hälfte der jahrelang in der Öffentlichkeit verbreiteten GVM-Schätzungen.
Nach Kritik von mehreren Seiten hat die GVM ihre umstrittene Studie überprüft und dabei festgestellt, dass die beanstandeten Angaben tatsächlich falsch waren. Im Rahmen der Überprüfung sei „aufgefallen, dass der Anteil der Individualflaschen am Bierverbrauch bereits 2019 unter 30 Prozent gelegen haben muss“, heißt es in einer Stellungnahme der Mainzer Marktforscher an das Umweltbundesamt, die dem DBB vorliegt. Die GVM könne der vom Deutschen Brauer-Bund angegebenen Größenordnung über den Anteil der Individualflaschen im Biersegment folgen, heißt es. In Bezug auf die Anteile der Individualflaschen bei Bier-Mehrwegflaschen rechnet die GVM mittlerweile mit 20 bis 25 Prozent.
Auf die zuvor falschen GVM-Zahlen hatten sich sowohl Lobbyverbände als auch Behörden und Parteien über Jahre hinweg berufen und dadurch versucht, das Mehrwegsystem der deutschen Brauereien infrage zu stellen.
Hintergrund
Individualflaschen sind Mehrwegflaschen, die von Brauereien und anderen Getränkeherstellern mit einer speziellen Prägung versehen werden und deshalb auch nur von diesen Unternehmen genutzt und befüllt werden dürfen – im Unterschied zu sogenannten Standard-Poolflaschen, die als Gemeinschaftsflaschen jeder Getränkehersteller frei nutzen kann.
Derzeit sind in Deutschland bis zu vier Milliarden wiederbefüllbare Glasflaschen der Brauereien im Umlauf, davon ca. 80 Prozent Standard-Poolflaschen, die von jeder der bundesweit 1.500 Brauereien und auch jedem anderen Abfüller genutzt werden können. Die Brauer erfüllen und übertreffen damit als einzige Branche die gesetzlich angestrebte Mehrwegquote des deutschen Verpackungsgesetzes, die bei 70 Prozent liegt. Laut Umweltbundesamt liegt der Mehrweganteil bei Bier bei knapp 80 Prozent. Rechnet man das Fassbier hinzu, das in der Gastronomie und bei Veranstaltungen ausgeschenkt wird, liegt die Mehrwegquote der deutschen Brauwirtschaft bei über 90 Prozent.