Wegen möglicher Belastungen mit Resten verdünnter Lauge rief Franken Bräu vergangene Woche Getränke zurück. Bereits im August und September musste die Brauerei aus dem fränkischen Mitwitz kurz hintereinander zweimal Bier vom Markt nehmen. In beiden Fällen wurden geöffnete Flaschen bei den Behörden abgegeben, die mit Lauge verunreinigt waren.
Vorsorglich rief die Brauerei die gesamten Chargen des Bieres zurück. Es sollte ein sogenannter stiller Rückruf sein, wie mit den Behörden vereinbart. Doch ein Großkunde informierte die Öffentlichkeit. Die Entwarnung der Behörde, dass in beiden Fällen die Lauge nicht aus der Brauerei stammte, kam zu spät. Der gute Ruf der Brauerei hatte bereits erheblichen Schaden genommen.
Für Brauerei-Inhaber Rainer Mohr war es „ein absoluter Albtraum“. Doch für ihn kam es noch schlimmer: Nach den beiden Rückrufen wurde die Lina Tronic vom Hersteller überprüft. Dabei fiel auf, dass bei der Abfüllung zeitweise die Detektion ausgefallen war. Nun hätten tatsächlich Reste verdünnter Lauge in die Flaschen gelangt sein können. Nachweise oder Beschwerden gab es zwar keine, doch vorsorglich erfolgte Ende Oktober der nächste Rückruf.
Über die aktuelle Situation sprach Getränke News mit Rainer Mohr, geschäftsführender Gesellschafter von Franken Bräu.
Getränke News: Die jüngsten Berichte über Franken Bräu lesen sich beinahe wie ein Krimi. Sie vermuten, Sie werden sabotiert und haben Anzeige gegen unbekannt gestellt.
Mohr: Im letzten Dreivierteljahr ist in der Brauerei so viel schiefgelaufen, da glaube ich nicht mehr an Zufälle oder Missgeschicke. Es wurde beispielsweise in der Abfüllung die CO2-Leitung gegen die Druckluftleitung getauscht, Ventile wurden manipuliert. Beim Schützenfest hat jemand beim Kühlwagen den Stecker gezogen und die CO2-Zufuhr abgedreht. Ein anderes Mal war unsere Homepage plötzlich verschwunden, Hetzkampagnen gegen die Qualität unseres Bieres wurden gestartet. Fest steht: Alle Aktionen sollten mich schädigen.
Getränke News: Sie haben die Brauerei erst 2015 erworben und danach einiges verändert. Sind Sie dabei jemandem auf den Schlips getreten?
Mohr: Die erste Reaktion damals war: Da kommt ein Pfälzer und will den Franken zeigen, wie Bier gebraut wird. Die Mitarbeiter haben damals vergeblich versucht, den Kauf zu verhindern. Nach der Übernahme habe ich rund 1,8 Millionen in die Brauerei investiert. Neue Lkws wurden angeschafft, veraltete Technik flog raus und wurde durch neue ersetzt. Abläufe und Zuständigkeiten wurden neu organisiert. Einige Mitarbeiter lebten vor der Übernahme wie im Paradies. Die habe ich aus ihrer Komfortzone gerissen. Das haben mir einige echt übelgenommen. Doch wir hatten alles im Griff, es ging aufwärts. Wir haben mit unseren Bieren bei renommierten Verkostungswettbewerben Preise gewonnen und hatten Erfolg. Vielleicht ging das einigen zu schnell.
Getränke News: In der Tagespresse ist zu lesen, Sie vermuten hinter den mit Lauge kontaminierten Flaschen einen Kunden, dessen Vertrag Sie nicht auflösen wollten.
Mohr: Ich habe einen Kunden, der unbedingt aus seinem Vertrag rauswollte. Doch Vertrag ist Vertrag, und ich war nicht bereit, ihn aufzulösen. Der Kunde hat mir zwar erzählt, wie gut seine Verbindungen zu den Behörden seien, doch ob er dann tatsächlich so weit ging, die offenen Flaschen mit Laugeninhalt dort abzugeben oder abgeben zu lassen, wird sich noch zeigen.
Getränke News: Wie hoch ist bislang der Schaden durch die Rückrufe?
Mohr: Der wirtschaftliche Schaden durch die Rückrufe ist bislang im sechsstelligen Bereich. Der Imageschaden in unserem Kerngebiet ist enorm. Auch in der Gastronomie klagen unsere Kunden über Verluste. Die Leute gehen zum Essen woanders hin, weil sie unser Bier nicht mehr trinken wollen. Dabei war und ist unser Fassbier nicht betroffen.
Getränke News: Was planen Sie, um das Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen?
Mohr: Wir feiern im nächsten Jahr unser 500-jähriges Jubiläum. Das wollen wir mit verschiedenen Aktionen nutzen, um unsere Kunden wieder für uns zu begeistern. Im Handel wird es Zugabe-Aktionen und Jubiläumspreise geben. Aber auch für die Gastronomie planen wir einige schöne Dinge, über die ich jetzt noch nicht sprechen möchte.
Wir sind natürlich auch auf unsere Kunden angewiesen , das Sie uns weiter partnerschaftlich dabei unterstützen. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Brauerei wieder auf die Erfolgsspur bringen werden. Ich lasse mich jedenfalls nicht unterkriegen.
Unser Gesprächspartner
Rainer Mohr ist Inhaber eines Getränkefachgroßhandels im pfälzischen Mechtersheim, den seine Familie seit 1967 betreibt. Das Unternehmen unterhält vier eigene Getränkefachmärkte und beschäftigt 18 Mitarbeiter. Unter der Eigenmarke „Mohr’s“ werden Säfte, Süßgetränke, Mineralwasser, Energydrinks und Bier vertrieben. 2015 hat Rainer Mohr die Brauerei Franken Bräu übernommen.