Der Bierabsatz der Brauereien in Deutschland ging im ersten Halbjahr 2024 weiter zurück. Wie das Statistische Bundesamt heute meldet, lag das Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 0,6 Prozent. Insgesamt wurden 42 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt und damit 258.000 Hektoliter weniger als im ersten Halbjahr 2023. Damit setzt sich die langfristige Entwicklung sinkender Absatzzahlen trotz Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land fort.
„Ein Hauptgrund ist neben dem durchwachsenen Wetter im Frühling und Frühsommer die Konsumzurückhaltung der Verbraucher, die nicht nur dem Handel zu schaffen macht, sondern insbesondere der Gastronomie und den Brauereien“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Auch während der Fußball-EM hätten die Achterbahnfahrt der Temperaturen und die häufigen Unwetter vielen Wirten das Geschäft verhagelt, so manche Gartenparty sei ins Wasser gefallen.
Erste fünf Monate im Plus
Noch in den ersten fünf Monaten hatte es für die Brauereien nach einem leichten Zugewinn von 2,2 Prozent erfreulich ausgesehen, doch der EM-Monat machte die positiven Aussichten zunichte. Tatsache ist: Der Juni-Absatz war der schlechteste der letzten Jahrzehnte. Mit einem Bierabsatz von 7,8 Millionen Hektolitern lag er 3,3 Millionen Hektoliter (-29,6 Prozent) unter dem Juni-Absatz während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land.
„Der Hoffnungsfunke Europameisterschaft hat nicht gezündet, nachdem die frühzeitige Turnierniederlage der deutschen Elf die beginnende Nachfrage abgedreht hat“, so Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins. An den Orten der EM-Stadien seien lokale, aber nur kurzzeitige Effekte in Hotellerie und Gaststätten zu spüren gewesen. „Die Gastronomie vor Ort wurde durch die Fan-Meilen der UEFA oft leergesaugt“, sagt Huber.
Fest steht: Die Bedeutung der Fußball-Großturniere für den Bierabsatz ist schon mit der letzten Fußball-WM deutlich gesunken. Vor der Pandemie hatten die Fußball-Großturniere der nationalen Brauwirtschaft in der Regel einen sechsstelligen Hektoliter-Mehrverkauf eingebracht. „Gleichwohl konnte eine ganze Reihe von Brauereien auch von diesem Sportereignis profitieren“, sagt Holger Eichele.
Kein Wachstum in Sicht
Die Prognosen für das zweite Halbjahr sind alles andere als optimistisch: Für die Brauereien in Deutschland bleibe 2024 ein forderndes Jahr, allein schon wegen des schwierigen Konsumklimas und der angespannten weltpolitischen Lage, so Eichele. Vor diesem Hintergrund seien für den nationalen Biermarkt derzeit Wachstumsraten nicht in Sicht.
Auch Michel Huber geht mit gedämpften Erwartungen ins zweite Halbjahr: „Der Kostendruck auf die deutsche Brauwirtschaft ist unverändert hoch und hat bereits im ersten Halbjahr zu Betriebsaufgaben geführt. Die Marktbereinigung innerhalb der deutschen Brauwirtschaft wird sich fortsetzen“, so der Veltins-Generalbevollmächtigte.
Absatzstatistik Juni 2024
Die deutsche Brauwirtschaft verzeichnete im Juni ein Absatzminus von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Insgesamt wurden im Juni 2024 rund 7,8 Millionen Hektoliter Bier verkauft. Der Absatz von Biermischgetränken sank im Juni um 32,0 Prozent auf 411.000 Hektoliter (-194.000 Hektoliter).
Der Absatz in EU-Länder sank um 3,7 Prozent auf 898.000 Hektoliter, der in Drittländer stieg um 5,5 Prozent auf 605.000 Hektoliter. Insgesamt haben die Brauereien aus Deutschland im Juni 1,5 Millionen Hektoliter Bier exportiert, was einem Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht.
Ein Blick in die Juni-Absatzstatistik der einzelnen Bundesländer zeigt: Lediglich die Brauereien aus Sachsen-Anhalt (+12,1 Prozent) erzielten Zuwächse, die Brauereien aus den anderen Bundesländern verzeichneten im Juni ein Minus.
Prozentual die höchsten Rückgänge gab es für die Brauereien aus Berlin/Brandenburg (-27,4 Prozent), Thüringen (-22,3 Prozent), Schleswig-Holstein/Hamburg (-19,3 Prozent) und Hessen (-18,1 Prozent). Aber auch die Brauereien aus Baden-Württemberg (-17,9 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (-15,2 Prozent), Niedersachen/Bremen (-10,7 Prozent) und Bayern (-10,1 Prozent) melden ein zweistelliges Minus. Etwas geringere Absatzverluste verzeichneten die Brauereien aus Sachsen (-9,9 Prozent), Nordrhein-Westfalen (-8,5 Prozent) und Rheinland-Pfalz/Saarland (-2,8 Prozent).
In sämtlichen Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der Europäischen Union eingeführte Bier nicht enthalten.