Das deutsche Gastgewerbe ist weiterhin in schwerem Fahrwasser unterwegs. Darauf weist der Gastgewerbeverband Dehoga in seiner Halbjahresbilanz unter Verweis auf aktuelle Umsatzzahlen des Statistischen Bundesamts hin. Diese lägen noch immer deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Von Januar bis Juni betrugen demnach die preisbereinigten Umsatzverluste 22,1 Prozent gegenüber 2019 (nominal -13,1 %). Auch der Juni liegt mit einem realen Umsatzverlust von 11,5 Prozent unter 2019 (nominal 0,0 %). „Die Lage ist extrem herausfordernd, da die Branche zeitgleich mit explodierenden Kosten in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal konfrontiert ist“, betont Dehoga-Präsident Guido Zöllick.
Insbesondere bei den Energiekosten sei ein Ende der Preisspirale nicht absehbar. Erschwerend kämen die geplanten Corona-Maßnahmen hinzu. „Die Branche befürchtet wieder massive Umsatzverluste wie im letzten Winter“, so Zöllick. Diese lagen damals trotz Öffnung im Zeitraum von November 2021 bis März 2022 real bei einem Minus von über 30 Prozent. „Die Halbjahresbilanz zeigt, dass das dritte Verlustjahr in Folge droht“, so der Dehoga-Präsident.
Größte Verluste in der Beherbergung
Am höchsten fallen die Umsatzeinbußen in der Beherbergungsbranche aus: Sie liegen von Januar bis Juni 2022 real bei 25,1 Prozent (nominal -18,6 %) gegenüber 2019. Es folgen die Caterer mit Verlusten von real 21,3 Prozent (nominal -13,4 %). Die Gaststätten weisen in ihrer Halbjahresbilanz ebenfalls ein zweistelliges Minus von real 20,5 Prozent (nominal -9,0 %) auf.
Nach Auslaufen der Corona-Auflagen Ende März hat sich die Nachfrage in den meisten Betrieben dem Verband zufolge gut entwickelt. Doch explodierende Kosten, die hohe Inflationsrate, Fachkräftemangel und drohende Corona-Auflagen lösen Verunsicherung und Ängste aus. Der Dehoga fordert deshalb eine Deckelung der Energiekosten sowie verlässliche Perspektiven und eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.
„Deshalb ist die Fortgeltung der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen für die Zukunftssicherung der Branche unabdingbar“, appelliert Zöllick. Die Maßnahme war zur Stärkung der Gastronomie zum 1. Juli 2020 eingeführt worden und ist aktuell befristet bis Ende des Jahres. „Die 7 Prozent Mehrwertsteuer müssen dauerhaft bleiben. Ansonsten werden viele Betriebe die Krise nicht überleben.“