Die Oettinger Brauerei hat sich für die kommenden Jahre ehrgeizige Ziele gesetzt. Das Unternehmen will sich noch stärker als Vollsortimenter für Biere, Biermixe und alkoholfreie Getränke etablieren. Im Interview mit Getränke News erläutert Peter Böck, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, die Hintergründe.
Getränke News: Die aktuelle Krise trifft die Getränkebranche mit voller Wucht. Wie stark ist Ihre Brauerei betroffen?
Böck: In den für uns wichtigen Exportmärkten China und Italien hat unser Absatz natürlich gelitten. Speziell im China-Geschäft haben wir die Auswirkungen von Corona ganz erheblich gespürt. Mittlerweile sehen wir allerdings, dass das Geschäft langsam wieder anläuft.
Im deutschen Handelsgeschäft bewegen wir uns in etwa auf Marktniveau, sehen aber wochenweise, manchmal sogar tageweise große Schwankungen im Absatz. Die Frage nach Kurzarbeit stellt sich derzeit an keinem unserer vier Standorte. Deswegen können wir auch weiterhin uneingeschränkt deutschlandweit aus der Region liefern. Uns ist aber durchaus bewusst, dass sich der Status quo jederzeit ändern kann.
Getränke News: Ist es dabei von Vorteil, dass es so gut wie keine Oettinger-Gastronomie gibt?
Böck: Der Biermarkt ist und bleibt für alle Player eine Herausforderung. Das hat sich auch durch die Corona-Krise nicht geändert. Wir gewinnen nicht automatisch dadurch, dass Brauern mit Gastronomieausrichtung dieses Geschäft wegbricht.
Prognosen für den Rest des Jahres wagen wir nicht zu treffen. Auf Basis unserer ganz eigenen Stärken, wie zum Beispiel unseres firmeneigenen Fuhrparks, setzen wir jedenfalls alles daran, die Oettinger Brauerei weitestgehend unbeschadet durch die Krise zu navigieren.
Getränke News: Sie wollen in den kommenden Jahren noch stärker zum Vollsortimenter für Biere, Biermixe und alkoholfreie Getränke werden. Wie soll das gelingen?
Böck: Wir haben derzeit 37 Biere, Biermixe und alkoholfreie Getränke allein unter der Marke Oettinger im deutschen Handel – und zahlreiche weitere Sorten für Kunden und Partner im In- und Ausland. Das ist im Vergleich zu den meisten heimischen Brauereien richtig viel, aber es gibt auch noch reichlich Luft nach oben.
Noch stärker Vollsortimenter zu werden bedeutet für uns daher: Sortimentsoptimierung, Innovationen und strategische Partnerschaften sowie das Etablieren von Produkten in wachsenden Segmenten.
Getränke News: Gehört zu dieser Strategie auch die neue Vertriebspartnerschaft mit Molson Coors?
Böck: Ja.
Getränke News: Könnten weiter Partnerschaften folgen?
Böck: Ja, durchaus.
Getränke News: Mit Michael Griess haben sie einen Top-Vertriebsmanager gewonnen. Was haben Sie beim Vertrieb vor?
Böck: Er soll uns helfen, die oben beschriebene Strategie umzusetzen. Großer Fokus bleibt dabei natürlich auf den Marken Oettinger und 5,0 Original. Hier wollen wir neue Impulse setzen, sei es bei den Themen Sortimentsbreite, Promotionstrategie, Vermarktung auf der Fläche, Regaloptimierung, neue Kanäle oder neue Gebinde.
Getränke News: Wo sehen Sie Wachstumspotenzial? Bleibt Preiseinstieg der Treiber Ihrer Brauerei?
Böck: Preiseinstieg ist Oettinger schon lange nicht mehr. Und wo wir Wachstumspotenzial sehen, spiegelt sich ja in unserer genannten Vollsortimentsstrategie wieder.
Besonders spannend ist dabei für uns natürlich der Bereich Innovationen: Die deutschlandweite Distribution unseres Segment-Pioniers Original Oettinger Hanfkiss schreitet voran. Unsere neue rosa Retro-Brause im 0,33er-Longneck-Sixpack, die Fassbrause Himbeer-Minze, konnten wir noch rechtzeitig vor der Corona-Krise platzieren. Und drei weitere Neuprodukte warten nur darauf, dass wieder ein bisschen Normalität im Handel einkehrt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an alle unsere Handelspartner und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie machen einen hervorragenden Job!
Über Oettinger
Mit einem Ausstoß von rund 8,5 Millionen Hektolitern zählt Oettinger zu den größten Braugruppen in Deutschland. Das Familienunternehmen wurde im Jahr 1731 gegründet. Insgesamt arbeiten rund 1.050 Mitarbeiter an den vier Standorten in Oettingen (Bayern, Stammsitz), Braunschweig (Niedersachsen), Gotha (Thüringen) und Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen).