Coca-Cola baut weitere Stellen ab
Trotz schwarzer Zahlen will Coca-Cola erneut massiv Stellen in Deutschland und Europa abbauen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. In Deutschland sollen rund 470 Beschäftigte an mehreren Standorten ihre Arbeitsplätze verlieren. Der NGG zufolge hat Coca-Cola European Partners Deutschland (CCEP DE) unter anderem angekündigt, die Standorte Liederbach und Bad Soden/Sulzbach Mitte 2021 zu schließen. Dort seien voraussichtlich 261 bzw. 46 Beschäftigte betroffen.
Inzwischen hat die CCEP DE zu der Meldung der NGG Stellung bezogen. Insgesamt müssten nicht 470, sondern lediglich gut 350 Stellen abgebaut werden. 485 Arbeitsplätze seien von den Änderungen betroffen, ein Teil werde aber an andere Standorte verlagert. So sollen im Großraum Frankfurt und in Karlsruhe insgesamt etwa 120 neue Arbeitsplätze entstehen. Als Grund für den Umbau nennt der Konzern das zunehmend schwierige Umfeld – „nicht zuletzt durch die aktuelle Coronavirus-Pandemie“. Coca-Cola müsse sich deshalb zukünftig „noch kosteneffizienter und wettbewerbsfähiger“ aufstellen.
Hintergrund der Schließung von Liederbach ist laut Konzern-Angaben das Bestreben, die Produktionsaktivitäten an weniger Standorten mit mehr Linien und höherer Leistungsfähigkeit zu bündeln. Das Produktionsvolumen der Mehrwegflaschen-PET-Linie und der kleinen Einwegpfandflaschen-Linie soll innerhalb des Netzwerkes verteilt werden. Die große Einwegpfandflaschen-Linie soll an den Standort Karlsruhe verlegt werden. Die Logistik-Aktivitäten, das Geschäft mit Getränkeautomaten sowie der Kundenservice werden an einem neuen Standort im Großraum Frankfurt angesiedelt.
Apollinaris nur noch im Außer-Haus-Markt
In Bad Neuenahr soll die Produktion von Apollinaris-Mineralwasser für den Handel mit 84 Betroffenen eingestellt werden. Wie Coca-Cola mitteilt, wird die Marke künftig nur noch im Außer-Haus-Markt erhältlich sein. Apollinaris und alle Untermarken werden ab März 2021 nicht mehr im Handel angeboten, da es sich um ein kleiner werdendes Marktsegment handele, das sich erschwerend durch sehr niedrige Preise auszeichne. Im Handel will sich Coca-Cola auf die Mineralwassermarke Vio konzentrieren.
Der Standort in Bad Neuenahr bleibt aber laut Unternehmensangaben erhalten: In dem Werk füllt Coca-Cola weiterhin kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke sowie Apollinaris Selection für die Gastronomie ab. Eingestellt werden hingegen Ende Februar nächsten Jahres die Herstellung und der Vertrieb der Sorten Apollinaris Classic, Medium, Lemon, Big Apple, Presta sowie des Heppinger Heilwassers.
Ebenfalls auf der Streichliste steht die Marke Sodenthaler. Wie die CCEP DE mitteilt, sollen Herstellung und Vertrieb Ende Juni 2021 eingestellt und der Standort aufgegeben werden. Alternativ sei auch der Verkauf von Standort und Marke vorstellbar. Hintergrund sei „das extrem wettbewerbsintensive Wassergeschäft in Deutschland“. Innerhalb der europäischen Organisation könne hier nicht in dem Maße investiert werden, wie es für ein langfristig erfolgreiches Agieren am Markt notwendig wäre, heißt es.
Kürzungen auch in den Fachbereichen
Auch für die einzelnen Fachbereiche der deutschen Organisation kündigt Coca-Cola Kürzungen an. In verschiedenen Abteilungen sollen rund 85 Stellen entfallen. Der Umbau solle aber „sozial verantwortungsvoll und transparent“ vollzogen werden, sagt Tilmann Rothhammer, Geschäftsführer Customer Service & Supply Chain bei der CCEP DE. Durch alternative Stellen an anderen Standorten und durch einvernehmliche Lösungen wolle man betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.
Die Gewerkschaft zeigt sich von den Plänen dennoch wenig überzeugt. Vielmehr kritisiert der stellvertretende NGG-Vorsitzende Freddy Adjan den angekündigten Personalabbau scharf: „Dass der Weltkonzern Coca-Cola mitten in Corona-Zeiten allein in Deutschland hunderte Menschen ohne Not auf die Straße setzen will, ist verantwortungslos und unanständig.“ Das Management hoffe offenbar, dass der „Kahlschlag“ in der Vielzahl der Presseberichte über mit dem Coronavirus begründeten Stellenabbau untergehe.
Stellenabbau soll sozialverträglich ablaufen
Jedoch räumt Adjan ein, für die Betroffenen in Deutschland werde der Schock dadurch etwas gemindert, dass es der Gewerkschaft kürzlich gelungen sei, wichtige Tarifverträge zu verlängern. So müssten bei der Umsetzung der heute angekündigten Pläne sowohl der Gesamtbetriebsrat als auch die Gewerkschaft NGG einbezogen werden. Das gebe den Beschäftigten die Sicherheit, dass ein möglicher Stellenabbau hierzulande sozialverträglich ablaufen muss.
Wie Coca-Cola bereits Ende August mitteilte, will der Konzern im Zuge einer großen Umstrukturierung weltweit tausende Stellen streichen. Die Einschnitte seien notwendig, um in einem sich schnell wandelnden Markt zu wachsen, hieß es aus Atlanta. Der NGG zufolge baut die CCEP Deutschland seit Jahren Arbeitsplätze ab. 2010 waren bei Coca-Cola in Deutschland demzufolge noch 12.000 Menschen beschäftigt; heute arbeiten noch rund 7.500 Beschäftigte an 29 Standorten für das Unternehmen.
Aktualisierung vom 8. Oktober, 18:30 Uhr
Wir haben diesen Bericht nach einer Stellungnahme der Coca-Cola European Partners umfangreich überarbeitet.