Um den traditionsreichen Überkinger Sprudel steht es schlecht. Nach der Insolvenz folgt nun das vorläufige Aus für den Mineralbrunnen. Etwa 80 Mitarbeiter der Überkinger GmbH werden entlassen. Dem Insolvenzverwalter gelang es nicht, das Ruder herumzureißen. Er fand keinen Käufer. Das im September eingeleitete vorläufige Insolvenzverfahren ist damit gescheitert.
Wirtschaftsjurist Tobias Sorg, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Überkinger GmbH bestellt worden war, bestätigte Montagabend schriftlich gegenüber der „Geislinger Zeitung“, dass die Mitarbeiter bei der Versammlung über die neuesten Entwicklungen informiert worden seien. Kündigungen seien am Montag nicht ausgesprochen worden, erklärte er. Nachdem man sich noch im vorläufigen Insolvenzverfahren befinde und auch das Insolvenzeröffnungs-Gutachten noch nicht abschließend erstellt sei, sei eine seriöse Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, so Sorg gegenüber der Zeitung.
Ende war abzusehen
Für Branchenkenner war das Ende des Brunnens abzusehen. Schon vor Jahren ist der einstige Vorzeigebetrieb in Schieflage geraten. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ging der Mineralbrunnen 2012 in die Planinsolvenz und wurde nach 2011 wieder verkauft. Dabei war Überkinger in den 1970er- und 1980er-Jahren der Inbegriff des Mineralwassers. Der Sprudel aus Bad Überkingen fand reißenden Absatz. Der Niedergang der Marke begann bereits Ende der 1980er-Jahre mit der Diskussion um den hohen Salzgehalt des Mineralwassers. Damals wurde das Image der Marke schwer beschädigt. Weil es sich für die Zubereitung von Babynahrung nicht eignet, griffen immer mehr Konsumenten zu anderen Wässern. Hinzu kam der hohe Preis des Wassers.
Seit 2011 mehrere Besitzer
Die Mineralbrunnen AG trennte sich 2011 von dem Brunnen und verkauft Überkingen an das Investorenkonsortium Pro Aqua. Die daraus entstandene Überkinger Mineralbrunnen GmbH wurde 2013 von der Firma IQ 4 You gekauft. Diese modernisierte den Betrieb für mehrere Millionen Euro. Seit Mai 2016 ist der Bad Überkinger Brunnenbetrieb im Besitz der Swisscans Holding AG mit Sitz in Luzern. Die Firma macht in Bad Überkingen in erster Linie Lohnabfüllungen. Das eigene Mineralwasser soll dagegen eher stiefmütterlich behandelt worden sein, heißt es.