Brunnen geht das Leergut aus
Durch Hamsterkäufe von Mineralwasser wird bei den Brunnenunternehmen das Leergut knapp. Das meldeten dieser Tage bereits der Salvus Mineralbrunnen, Emsdetten, und der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen. Beide fordern die Konsumenten auf, ausgetrunkene Flaschen und Kisten nicht im Keller zu horten, sondern bald in die Geschäfte zurückzubringen. Über die sozialen Medien bittet auch die Winkels-Gruppe, Sachsenheim, um Rückgabe leerer Gebinde. Manche Sorten könnten aktuell gar nicht gefüllt werden, berichtet Denise Kaufmann, Geschäftsführerin Marketing und Vertrieb, auf Nachfrage von Getränke News. Insbesondere bei Massengebinden wie der braunen Brunnenkiste sowie der alten und neuen Perlenflasche gebe es Engpässe. Die Produktion müsse dann umstellen und „produzieren, was da ist“.
Um die Lieferungen insgesamt etwas zu beschleunigen, gibt es derzeit auch Einschränkungen in der Kommissionierung: Pro Sorte müssten mindestens fünf Kisten bestellt werden, da die Palettierung vieler Einzelartikel zu viel Zeit koste. „Das ist ein echtes Nadelöhr in der Logistik“, so Kaufmann.
Vollgut nur noch gegen Leergut
Wegen der „gewaltigen“ Nachfrage nach Mineralwasser stellt auch der Franken Brunnen, Neustadt/Aisch, „neue Regeln“ auf, die sukzessive an den verschiedenen Standorten eingeführt werden. Laut Geschäftsführer Michael Bartholl verzeichnet der Brunnen momentan bei manchen Marken über 50 Prozent mehr Absatz als zu normalen Zeiten. Vollgut werde daher nur noch gegen Ablieferung derselben Menge Leerguts herausgegeben. Es sei nicht mehr anders möglich, „wir kommen nicht mehr hinterher“, so Bartholl. Einige Artikel seien bereits eingestellt worden, so habe man bei Randartikeln und Zweitmarken bereits Sorten zusammenlegen müssen.
Dabei sei nicht nur der Endverbraucher an der Knappheit schuld; auch bei manchen Handelskunden sei „die Rückgabe-Disziplin gering“. Es gebe „schwarze Schafe“, die Leergut unfairerweise zu lang zurückhielten. Die würden dann auch direkt von Franken Brunnen angesprochen. Besonders stark betroffen sind im Übrigen nach Bartholls Einschätzung Glasflaschen. Wegen der längeren Haltbarkeit des Inhalts würden sie bei Vorratskäufen besonders gerne genommen. Der ohnehin bestehende Mangel an Glasgebinden werde durch Corona noch verstärkt.
Hochsaison wird „eine Herausforderung“
Von einem starken Auf und Ab in der Absatzentwicklung berichtet auch Sibylle Trautmann, Sprecherin der Hassia-Gruppe. Anfang März habe man deutlich zweistellige Wachstumsraten gehabt, was sogar Extraschichten in der Produktion erfordert habe; dann lasse die Nachfrage aber auch wieder nach. „Das schwankt von Tag zu Tag“, so Trautmann. Übers Leergut macht man sich indessen auch in Bad Vilbel Gedanken. Von einem Mangel will Trautmann zwar noch nicht sprechen, die bevorstehende Hochsaison werde aber „eine Herausforderung“. Daher wünscht man sich auch bei Hassia, die Verbraucher mögen doch das Leergut schnell in den Kreislauf zurückführen.
Wie sich die Corona-Epidemie am Ende auf den Absatz auswirken wird, steht derweil in den Sternen. Man versuche, durch die derzeitigen Zuwächse im Handel die dramatischen Verluste im Außer-Haus-Geschäft auszugleichen, formuliert es Sibylle Trautmann eher vage.
Angst vor Gastro-Schließungen
Denise Kaufmann zweifelt daran, dass der derzeitige Absatz-Peak besonders nachhaltig sein kann. Irgendwann hätten sich alle bevorratet, und dann nivelliere sich das. Vor allem sei fraglich, ob das Plus im Handel „die katastrophalen Einbrüche“ in der Gastronomie wettmachen könne. Je länger die Krise dauere, umso größer sei ja auch die Gefahr, dass Gastronomen ihre Schließungen nicht überleben würden – mit den entsprechenden Folgen auch für die Lieferanten.
Noch relativ entspannt gibt sich Franken Brunnen-Chef Bartholl. Immerhin seien Brunnen nicht so stark von der Gastronomie abhängig wie etwa die Brauereien. Anders als beim Bier spielten zudem Entwicklungen im Ausland kaum eine Rolle. „Wir sind wirtschaftlich in einer stabilen Lage, benachbarte Branchen sind schwerer betroffen“, so sein Fazit.
Wie groß am Ende der Schaden sein wird, kann aktuell freilich niemand auch nur ansatzweise abschätzen. „Wir stehen gerade vor einer völlig surrealen Situation“, fasst Denise Kaufmann die Lage treffend zusammen.
Von der Corona-Krise ebenfalls schwer betroffen sind die deutschen Brauer. Den Artikel dazu lesen Sie hier