Mit einer Preiserhöhung zum 1. Februar 2024 reagieren die Radeberger Gruppe und die Bitburger Braugruppe als erste Großbrauer erneut auf die steigenden Kosten. Es könnte der Auftakt einer weiteren Preiserhöhungsrunde der deutschen Brauwirtschaft sein.
Die Flaschenbier-Preise der Bitburger-Marken (Bitburger, König, Köstritzer, Licher, Benediktiner) erhöhen sich ab Februar ab Brauerei um zwischen 6 und 8,33 Euro pro Hektoliter, Fassbier wird nicht erhöht. „Die unverändert hohen Preise vor allem bei denen für den Brauprozess wichtigsten Rohstoffen und bei Energie sowie die durch die aktuellen Tarifabschlüsse stark gestiegenen Personalkosten machen eine solche Preisanpassung für uns unumgänglich“, sagt Angelika Thielen, Leiterin Unternehmenskommunikation Bitburger Braugruppe, auf Anfrage von Getränke News.
Kastenpreise steigen um bis zu zwei Euro
Die Radeberger Gruppe (u.a. Radeberger, Jever, Schöfferhofer, Clausthaler, Berliner Pilsener, Ur-Krostitzer, Stuttgarter Hofbräu, Tucher) erhöht ihre Abgabepreise für Flaschenbier um zwischen 3,40 und 6,70 pro Hektoliter, die Fassbier-Preise steigen um 5 Euro pro Hektoliter.
Die Verbraucher dürften nach den Preiserhöhungen, dem Aufschlag des Handels und der dazu addierten Mehrwertsteuer für einen Kasten Bier der beiden Braugruppen zwischen einem und 1,50 Euro mehr zahlen. Hinzu kommen steigende Logistikpreise durch neue Mautsätze, die laut Experten die Kastenpreise nochmals um bis zu 50 Cent verteuern können (wir berichteten).
„Die Produktion, der Transport, der Vertrieb und auch die Vermarktung von Bier haben sich seit Beginn der Stapelkrisen ganz massiv verteuert“, sagt Radeberger-Sprecherin Birte Kleppien. Auch, wenn viele der notwendigen Betriebsmittel die allerdramatischsten Preisausschläge hinter sich gelassen hätten, verharrten die Kostenniveaus in einem Gros der Beschaffungsmärkte weiterhin sehr deutlich über den Vorkrisenniveaus, teilweise erhöht um den Faktor 5, so die Sprecherin.
Tarifabschlüsse und Lkw-Maut als Kostentreiber
„Zu diesen bekannten, von unserer Unternehmensgruppe bereits seit vielen Monaten mehrheitlich intern gestemmten erheblichen Mehrkosten treten nun mit prozentual zweistelligen Tarifabschlüssen und der absehbaren Verdoppelung der Lkw-Maut weitere schmerzhaft belastende Faktoren“, sagt Kleppien. Unternehmerisch werde bereits alles Machbare getan, um diese neuerlichen Kostenbelastungen durch interne Maßnahmen abzufedern, sogar bis hin zu einer Betriebsschließung (Binding Brauerei, Anmerkung der Redaktion) Allerdings seien diese internen Maßnahmen zur Kostenabfederung bei weitem nicht ausreichend, erläutert Kleppien auf Anfrage von Getränke News.
Wichtig sei allerdings, dass die Biere gerade in diesen herausfordernden Zeiten für Konsumenten bezahlbar blieben, betont die Sprecherin. „Wir haben unsere in den letzten Jahren unvermeidbaren Rampenpreisveränderungen stets mit viel Augenmaß und nach dem bewährten Leitsatz ,So viel, wie absolut unvermeidbar, so wenig, wie irgendwie möglich‘ zugeschnitten, und in der Folge das Gros der Mehrkosten in kumuliert deutlich zweistelliger Millionenhöhe stets so lange intern abgefedert, wie irgendwie verantwortbar.“ Die Abgabepreise der Radeberger Gruppe hätten sich daher im Vergleich zum Verbraucherpreisindex Nahrungsmittel überaus moderat entwickelt: Seit dem Jahr 2020 seien sie um durchschnittlich 14 Prozent gestiegen, während Nahrungsmittel sich insgesamt um mehr als 31 Prozent verteuert hätten, so Kleppien.
Radeberger hatte zuletzt Ende 2022 die Bierpreise erhöht. Bitburger erhöhte zuletzt im Mai 2022 und Februar 2023. Branchenkenner sind davon überzeugt, dass auch die anderen großen Brauer ihre Abgabepreise erhöhen müssten. Sollten sie sich zu diesem Schritt entschließen, würde Bier flächendeckend teurer, denn erfahrungsgemäß würden dann auch die regionalen Brauer auf breiter Front nachziehen.