Die kalte Witterung und die geschlossene Gastronomie sorgten im Januar bei den Brauereien aus Deutschland für ein historisches Absatzminus. Wie der deutsche Brauer-Bund heute unter Verweis auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes meldet, lag das Absatzminus im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat bei 27 Prozent (-1,76 Millionen Hektoliter). Die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager haben im Januar 2021 nur rund 4,7 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt.
Der Bierabsatz in EU-Länder (-22,6 Prozent) und in Drittländer (-19,3 Prozent) lag im Januar insgesamt bei -20,9 Prozent (-237.000 Hektoliter). Es wurden rund 895.000 Hektoliter Bier aus Deutschland exportiert.
Lockdown trifft die Branche schwer
Tatsache ist: Der mittlerweile viermonatige Lockdown seit Anfang November hat die gesamte Brauwirtschaft schwer getroffen. Je stärker ein Betrieb mit dem Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft verbunden ist, desto gravierender und existenzbedrohender gestaltet sich die Situation für die einzelne Brauerei.
Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundamentes verloren. „Fassbier ist über Nacht unverkäuflich geworden. Die entsprechenden Abfüllanlagen in den 1.500 deutschen Brauereien stehen seit Monaten still, Teile der Belegschaft sind in Kurzarbeit, viele Mitarbeiter mussten bereits entlassen werden“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. „Fassbier im Millionenwert, dessen Haltbarkeitsdatum überschritten wurde oder absehbar ausläuft, musste schon vernichtet worden“, so Eichele.
Vergangene Woche haben sich 300 deutsche Brauereien in einem Brandbrief an die Politik gewendet, um auf die dramatische Situation in vielen Betrieben hinzuweisen. Der Deutsche Brauer-Bund als Dachverband der Brauwirtschaft dringt auf rasche und effektive Hilfen, um in Not geratenen Betrieben zu helfen und sie vor der Insolvenz zu bewahren. Bisher fallen viele betroffene Betriebe durchs Raster, weil die Hürden für Hilfen viel zu hoch sind.
Brauereien, die beispielsweise 20 oder 25 Prozent Umsatzverlust erlitten haben und von Insolvenz bedroht sind, gehen leer aus, weil sie keinen Anspruch auf Unterstützung haben. Weil die Hürden zu hoch sind, werden auch nur wenige Betriebe die am vergangenen Freitag bekannt gegebene Neuregelung in Anspruch nehmen können (wir berichteten), die Überbrückungshilfe III für abgelaufenes Fassbier als verderbliche Ware anzuwenden.
Höchstes Minus in Hessen
Schaut man sich den Bierabsatz der Brauereien in den einzelnen Bundesländern an, so gab es ohne Ausnahme ein dickes Minus. Prozentual die höchsten Verluste gab es für die Brauereien aus Hessen (-46,8 Prozent), Schleswig-Holstein/Hamburg (- 37,5 Prozent), Rheinland-Pfalz/Saarland (-32,4 Prozent), Baden-Württemberg (-31,4 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (-31,0 Prozent).
Aber auch die Brauereien aus Sachsen (-27,8 Prozent), Bayern (-26,3 Prozent), Berlin/Brandenburg (-25,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (-24,9 Prozent) haben im Januar deutlich weniger Bier abgesetzt als im Vorjahresmonat. Am geringsten fiel dies für die Brauereien aus Niedersachsen/Bremen (-13,8 Prozent), Thüringen (-13,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (-12,6 Prozent) aus.
Der Artikel wurde aufgrund einer Stellungnahme des Deutschen Brauer-Bundes vom 2. März aktualisiert.