Bierpreise im Weihnachtsgeschäft wie 2019
Deutschlands Bierfreunde können sich zum Weihnachtsfest 2022 über zahlreiche Angebote freuen. Von Preissteigerungen durch gestiegene Herstellungskosten oder der Inflation ist durch die vielen Aktionspreise aktuell beim Bier kaum etwas zu spüren. Zwar setzt der Handel derzeit die Bierpreiserhöhung der Brauereien aus dem Frühjahr konsequent um, hatte dem Verbraucher aber den gesamten Sommer über Zeit gegeben, noch zu alten Aktionspreisen einzukaufen. Premium-Pils-Marken wie Krombacher, Bitburger, Veltins & Co., die als tragende Frequenz- und Umsatzbringer im Handel gelten, sind nun kaum noch unter 10 Euro zu finden. Damit haben die bekannten Aktionspreise, die zu Pandemiebeginn angesichts schwindender Käuferfrequenz unter Druck geraten waren, wieder ein normales Maß erreicht.
Nur geringer Preisaufschlag in der AktionÂ
Gerade die Woche vor dem vierten Advent gilt in der Warengruppe Bier als wichtiger Nachfrageindikator, da die deutschen Haushalte dann mit ihrer Bevorratung für die Weihnachtstage beginnen. Erfreulich in diesem Jahr: Die Preiserhöhungen fallen im Aktionsgeschäft moderat aus und mit einem Aufschlag von rund 50 Cent kaum ins Gewicht. Während Marken wie Krombacher, Bitburger oder Veltins nicht mehr unter 10 Euro zu haben sind und sich damit auf dem gelernten Niveau von 2019 wiederfinden, kämpfen Wettbewerber aus dem darunterliegenden Konsumbier-Markenumfeld unverändert unter der markanten Preisschwelle von zehn Euro. Auffällig: In diesem Jahr finden sich die Marken Warsteiner und Beck‘s vor dem vierten Advent in kaum einer der absatzrelevanten Vertriebsschienen wieder.
Aktionswochen für Sekt, Wein und Spirituosen
Und auch in der Warengruppe Sekt und Spirituosen ist die saisonal größte Aktionstätigkeit inzwischen erreicht. Ein Phänomen bleibt die Marke Rotkäppchen, die nach der eingeforderten Preiserhöhung vom Handel immer noch als Absatzturbo genutzt wird. So sind Rabattierungen von bis zu 44 Prozent wie bei Kaufland eher die Regel als die Ausnahme. Die einstige DDR-Markenperle hat längst den Westen erobert und dominiert das Vorweihnachtsgeschäft und den bevorstehenden Jahreswechsel.
Überdies sind es für die Sekt- und Weinindustrie ohnehin die wertvollsten und wichtigsten Verkaufswochen. So finden auch die Weinmarken wie Blanchet bei Kaufland einen Preisnachlass von 42 Prozent auf 2,99 Euro, Rotkäppchen Qualitätswein steht mit einem Abschlag von 33 Prozent auf 2,99 Euro gleich daneben. Wer das Elffache ausgibt, kann eine Flasche des Edel-Champagners Moët & Chandon für 32,99 Euro erstehen und spart bei einer Absenkung um 29 Prozent immerhin 14 Euro. Das reicht dann noch für einen Kasten der etablierten Spezialitätenbiere, die je nach Region als Helles oder Weißbier um die 13,90 Euro angeboten werden.
Unterschiedliche Preisbilder im Osten und Westen
Einzig Aldi Nord und Süd sowie Lidl lassen die Umsatzimpulse der Warengruppe Bier völlig ungenutzt vorüberziehen – wer will schon Dosenbier unterm Weihnachtsbaum? Die Top-Discounter schweigen lieber und setzen auf das einweggetriebene AfG-Geschäft. Während die Verbrauchermärkte inzwischen auffällig oft auf die ausgelobte Prozent-Rabattierung verzichten und vorzugsweise von „Top-Aktion“ oder „Knüller“ sprechen, bleibt das ins Schaufenster gestellte Preiszugeständnis für den Discountbereich immer noch ein schlagkräftiges Argument – gerade bei Getränken.
In keiner anderen Warengruppe können Haushalte bei der Kastenbevorratung so rasch Euros einsparen, wenn sie aufmerksam das Aktionsverhalten der großen Player im Handel beobachten. Während Rewe und Edeka sich inzwischen sichtbar in Zurückhaltung üben, wollen einzelne Edekaner im Osten wie Edeka Zschabran in Dresden nicht auf den diskontierten Prozentsatz im Aktionsflyer verzichten.
Netto punktet mit Mehrweg
Profiteur ist der gelbe Netto, der in diesen Wochen bei Mehrweggetränken deutlich punkten kann. Der ostlastige Netto mit dem Scottie lässt das rar gewordene Elfer-Gebinde wieder auferstehen und verkauft die Krombacher Elf in der Doppelkastenaktion für 12 Euro. Zeitgleich und für die Hälfte geht der 20er-Kasten Sternburg über dasselbe Kassenband – größer könnte der Kontrast zwischen Preiseinstieg und Premium für den Verbraucher kaum ausfallen.
In den neuen Bundesländern bleibt das Preisbild ohnehin aggressiver als anderswo. Gerade dort, wo Radeberger, Freiberger und Ur-Krostitzer in Oetkers Markenkonzert um Verbraucher ihres sächsischen Heimatmarktes buhlen, steht Radeberger rechtzeitig zum Weihnachtsfest für 9,99 Euro in der Aktion. Die Freude über den absehbaren Mengenzufluss dürfte Oetkers Biersparte mit ihren Absatzmittlern im Handel teilen, im Westen ist Radeberger schlichtweg teurer.
Allerdings ist Carlsberg Deutschland mit seiner Preisstrategie kontinuierlich dabei, dem sächsischen Hauptwettbewerber trotz dessen regionaler Marktdominanz ein Schnippchen zu schlagen: Deren junge Portfolio-Marke Wernesgrüner (früher Bitburger-Braugruppe) gibt es bereits für 8,99 Euro. Für die Hamburger Holsten-Zentrale des dänischen Mutterkonzerns dürfte es nach der im Frühjahr branchenweit anstehenden Preiserhöhungsrunde ebenso wie für Warsteiner und AB Inbev zum Schwur kommen.Â
Sollten deren Hauptmarken vom Handel über die aktionsgelernte 10-Euro-Marke gehoben werden, könnten dem Trio schmerzhafte Mengenverluste drohen. Dann wird sich zeigen, wie ernst es diesen Unternehmen mit ihrer Wert-vor-Menge-Strategie ist. Die Wettbewerbsintensität dürfte 2023 erneut an Fahrt gewinnen.