Die Brauereien aus Bayern erzielten 2022 ein Absatzplus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wurden 24 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt; hinzu kommen 2 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier (+9,5 Prozent), meldet heute der Bayerische Brauerbund. Bayern sei damit das einzige Bundesland, das das Ausstoßniveau von 2019, also dem Jahr vor der Pandemie, übertreffen konnte, während der gesamte Bierabsatz in Deutschland im vergangenen Jahr 3,8 Millionen Hektoliter weniger betrug als 2019 (wir berichteten). Maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung habe der anhaltende Siegeszug des bayerischen Hellen auch außerhalb Bayerns, das neben Weißbier in besonderer Weise für bayerische Braukompetenz stehe, so der Verband.
Auch beim Export legten die Brauereien aus Bayern 2022 wieder zu: Zwar ging das Russlandgeschäft infolge des Krieges nahezu auf null zurück, die Bierexporte in Länder der EU legten jedoch zu und konnten die Lücke fast vollständig schließen. Mit 5,75 Millionen Hektolitern erreichten Bayerns Brauer das zweitbeste Exportergebnis ihrer Geschichte. Beinahe jedes vierte in Bayern gebraute Bier wird im Ausland getrunken.
Bei aller Freude über die gute Entwicklung warnt Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, jedoch vor Euphorie: „Die amtlichen Zahlen bilden lediglich die mengenmäßige Absatzentwicklung ab. Es wäre jedoch deutlich zu kurz gesprungen, hieraus gleich auf die wirtschaftliche Lage unserer Branche zu schließen“, so Schneider.
Die reine Hektoliter-Entwicklung habe mit der Wirtschaftlichkeit und dem Erfolg der Brauereien nicht viel gemein. „Seit Februar 2022 erleben wir eine Kostenexplosion in fast allen Bereichen. Die Brauwirtschaft leidet flächendeckend unter erheblichen Steigerungen der Beschaffungskosten, vor allem für Energie, in manchen Bereichen auch unter einer nur eingeschränkten Verfügbarkeit wichtiger Produktionsmittel.“ Hinzu kämen die steigenden Personalkosten.
Bierpreise werden moderat steigen
„Preiserhöhungen für Bier sind unumgänglich, um das Überleben unserer Brauereien zu sichern“, sagt Schneider und stellt klar, dass es sich dabei um moderate Preiserhöhungen handeln werde, die nichts mit der Prognose von 7,50 Euro für den halben Liter Bier in der Gastronomie zu tun hätten, über die seit einigen Wochen medial debattiert werde. Im Handel jedoch wünscht sich der Brauerpräsident flächendeckend höhere Preise, dort sei Bier nach wie vor zu billig.
„Das Preisbild ist auch das Ergebnis rüder Umgangsformen des organisierten Lebensmitteleinzelhandels gegenüber seinen Lieferanten. Selbst belegbar notwendige Preisanpassungen werden nicht akzeptiert, mit Auslistung gedroht“, erklärt Schneider. Durch Lockvogelangebote und die niedrigen Preise erodiere die gesamte Gattung Bier. „Was dauerhaft nichts kostet, wird langfristig auch nicht als wertig geschätzt und geachtet.“ Das solle man im Auge behalten, wenn Biere von mittelständischen, familiengeführten Brauereien deutlich teurer neben Bieren stehen, die zu Kampfpreisen angeboten werden, so Schneider.
Für die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Brauwirtschaft fordert der Verband Rahmenbedingungen, die über das bisher Erreichte und finanzielle Soforthilfen hinausgehen. Präsident Schneider appelliert an die Politik, den Bürokratieabbau wirksam voranzubringen.
Sorge bereiten den Brauern auch die drohenden alkoholpolitisch motivierten Restriktionen wie Werbe- und Sponsoringverbote sowie eine Anhebung des Mindestabgabealters beim Bier auf 18 Jahre. „Es sind dieselben Politiker, die einen 16-Jährigen für hinreichend mündig halten, sich an Wahlen zum Bundestag oder Europaparlament zu beteiligen, die ihm aber die Reife absprechen, verantwortungsvoll ein Glas Bier zu konsumieren“, sagt Schneider.