Die internationale Braubranche hat sich 2021 teilweise von den Folgen der Corona-Pandemie erholt: Nach deutlichen Verlusten im Vorjahr stieg der weltweite Bierausstoß im vergangenen Jahr um rund vier Prozent auf 1,86 Milliarden Hektoliter, erreichte damit aber noch nicht wieder das Niveau von 2019 vor Beginn der Pandemie (1,91 Mrd. hl). Das geht aus dem Barth Haas-Bericht 2021/2022 hervor, den der weltweit führende Hopfenspezialist heute im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vorstellte.
Recht unterschiedlich entwickelten sich dabei die verschiedenen Regionen der Welt. Während die Brauereien in vielen Ländern Westeuropas nach wie vor unter coronabedingten Einschränkungen litten und Absatzrückgänge hinnehmen mussten, konnten viele andere Regionen eine Entspannung gegenüber 2020 melden. „Erfreulicherweise ist der Bierkonsum weltweit längst nicht so stark eingebrochen, wie prognostiziert wurde. In vielen Ländern ging es sogar im letzten Jahr schon wieder deutlich aufwärts“, betont Peter Hintermeier, Geschäftsführer von Barth Haas.
Deutschland schlechter als der internationale Schnitt
Schlechter als der internationale Trend entwickelte sich allerdings der deutsche Markt, wo der Bierausstoß 2021 um 1,8 Prozent sank. „Mit nunmehr 85,44 Millionen Hektolitern konnte Deutschland aber seinen fünften Platz im internationalen Ranking der führenden Biernationen halten“, erläutert Heinrich Meier, Autor des Barth Haas-Berichts. Die Plätze eins bis vier nehmen unverändert China, die USA, Brasilien und Mexiko ein. Fast die Hälfte des weltweit erzeugten Bieres wurde 2021 in diesen Ländern gebraut.
Leichte Zuwächse in Höhe von 2,5 Prozent (13 Mio. hl) auf 516,49 Millionen Hektoliter verzeichnete der Ausstoß in Europa. Zur Stabilisierung trugen vor allem Großbritannien (+6,2 Mio. hl), Spanien (+3,3 Mio. hl) und Russland (+2,6 Mio. hl) bei. Auf dem amerikanischen Kontinent waren Brasilien (+10,2 Mio. hl) und Mexiko (7,8 Mio. hl) erneut die Wachstumsmärkte. Insgesamt stieg der Ausstoß auf dem amerikanischen Kontinent um 4,8 Prozent (28 Mio. hl) auf 616,96 Millionen Hektoliter.
Zum Wachstum um 20 Millionen Hektoliter (+3,6 %) auf 564,06 Millionen Hektoliter in Asien trug hauptsächlich China (+15,6 Mio. hl) bei, wobei das positive Ergebnis anderer Länder wie Vietnam und Kambodscha (jeweils +2 Mio. hl) von Verlusten in Japan (-2,3 Mio. hl) und Südkorea (-1,1 Mio. hl) geschmälert wurde. Der Bierausstoß in Afrika stieg um zehn Millionen Hektoliter (+7,3 %) auf 141,06 Millionen Hektoliter.
Braubranche gravierend von Kriegsfolgen betroffen
Ein Ausblick auf das laufende Jahr 2022 fällt aktuell schwer. „Wie die gesamte Weltwirtschaft ist auch die Braubranche schwer von den Folgen des Ukraine-Kriegs getroffen. In Russland und der Ukraine werden rund 100 Millionen Hektoliter Bier gebraut. Dies entspricht ca. fünf Prozent der weltweit produzierten Biermenge“, erklärt Barth Haas-Geschäftsführer Peter Hintermeier. Wenn diese kriegsbedingt entfielen, würde sich der Rückgang in der gleichen Größenordnung bewegen wie die Verluste durch die Pandemie. In welchem Maße dies tatsächlich geschieht, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös prognostizieren.
Zudem gehören Brauereien zu den Industrien mit besonders hohem Gasbedarf. Sollte Russland tatsächlich die Lieferungen nach Europa einstellen, würde dies die Branche in den betroffenen Ländern zusätzlich schwer belasten. Wie schwer, lässt sich aktuell nicht vorhersagen. Zu groß ist noch die Unsicherheit, in welchem Maße es gelingen wird, russisches Gas in näherer Zukunft zu ersetzen.