China ist zum weltweit attraktivsten Exportmarkt für Wein aufgestiegen. 2017 hatte die Volksrepublik noch auf Platz neun gelegen. Auf den Plätzen zwei bis sechs folgen Japan, Hong Kong, Skandinavien, USA und Kanada. Das geht aus einer umfangreichen Untersuchung hervor, die die Hochschule Geisenheim im Auftrag der ProWein durchgeführt hat. Der Messegesellschaft zufolge befragten die Wissenschaftler dafür im ersten Halbjahr 2018 mehr als 2.300 Experten aus 46 Ländern, darunter Weinproduzenten (Weingüter, Kellereien, Genossenschaften) ebenso wie Zwischenhändler (Exporteure und Importeure) und Vermarkter (Groß- und Fachhändler, Hotels und Gastronomen).
Im Vergleich zum ersten ProWein-Business-Report 2017 konnten Russland, China und Brasilien die stärkste Verbesserung im Ranking vorweisen. Diese bevölkerungsreichen und großen Länder der BRIC-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China) besäßen ein „außerordentlich hohes Potenzial für Weinexporteure“. Allerdings sei die Erschließung angesichts der politisch und wirtschaftlich teilweise instabilen Lage mit hohen Marktrisiken verbunden. Auch künftig würden laut der Einschätzung der Fachleute vor allem asiatische und osteuropäische Länder weiter an Bedeutung gewinnen.
Großbritannien im Abseits
Größter Verlierer indessen ist Großbritannien, das als Weinmarkt noch unattraktiver geworden sei. Auch bei den Zukunftserwartungen schneiden die Briten am schlechtesten ab. Neben der kontinuierlich steigenden Alkoholsteuer sei dafür der sich verschärfende Wettbewerb traditioneller Handelsformate mit dem Discount verantwortlich, der mit Verlust an Regalfläche einhergehe. Hinzu kämen die ökonomischen und rechtlichen Unsicherheiten durch den bevorstehenden Brexit. Nach Großbritannien sind laut der Studie die traditionellen Märkte Frankreich und Italien diejenigen Länder, deren Anziehungskraft wohl in den nächsten Jahren nur sehr wenig wachsen wird.
Folglich planen den Angaben zufolge 80 Prozent der Hersteller, ihre Exportaktivitäten in den nächsten drei Jahren auf neue Märkte auszudehnen. Da die Heimatmärkte der größten Produzenten – Spanien, Italien und Frankreich – gesättigt und eher rückläufig seien, sei dies der einzige Weg, die Verluste zu kompensieren und Wachstumschancen zu realisieren.
Handel sucht nach Alternativen
Auch seitens des Weinhandels verschieben sich offenbar die Interessen. Fast jeder zweite befragte Händler plane, sein Angebot um neue Herkünfte zu ergänzen, so die Studie. Besonders großes Potenzial schreibt man dabei Weinen aus weniger verbreiteten Lieferländern zu. So beabsichtige jeder fünfte Weinhändler und Importeur, Weine aus Portugal, Südafrika oder Argentinien neu ins Portfolio zu nehmen.