Eine Trapez-Artistin schwebt über der Bar von Three Sixty Vodka, bei Cointreau werden in einer Manufaktur Bonbons hergestellt, bei Diageo sind die World-Class-Finalisten im Mix-Fieber … Die Aussteller beim Bar Convent Berlin (BCB) zogen wieder alle Register, um die Besucher mit fantasievollen Auftritten auf sich aufmerksam zu machen. Und verliehen damit der Messe in der „Station Berlin“ auch in diesem Jahr wieder einen starken Event-Charakter. Es sei eben keine „klassische Messe“ – eher reihten sich zahllose Bars mit jeweils ganz eigenem Charakter aneinander, schwärmte etwa Torben Jansen, Marketingchef von Henkell Freixenet, die alleine drei völlig unterschiedliche Stände zu dem bunten Mix beitrugen.
An eine schicke Strandbar inklusive Eiscreme-Angebot erinnerte die Präsentation von Mangaroca Batida, wo der Likörklassiker ebenso wie die 2018 eingeführte Variante „Com Rum“ und der seit August dieses Jahres verfügbare Maracuja-Premix „Passion“ probiert werden konnte.
Typisch deutsch und feurig spanisch
Eine völlig andere Markenwelt zeigte sich an der Bar des Crafted-Korns „Otto“, wo die Besucher sich davon überzeugen konnten, dass sich auch mit der deutschen Traditionsspirituose attraktive Drinks mixen lassen. Erstmals mit einem Stand beim BCB vertreten war Cardenal Mendoza. Unter dem Motto „4 Cs“ lernten Interessierte, wie der hochwertige Brandy nicht nur als Partner in Cocktails glänzt, sondern zudem in der Kombination mit Kaffee (Coffee), Schokolade (Chocolate) oder Zigarren (Cigars) eine gute Figur macht.
Reidemeister & Ulrichs indessen hatte auf der Messe gleich ein ganzes Stadtviertel („The District“) aufgemacht – mit einem Feinkostgeschäft von Carpano Vermouth, dem historischen Krankenhaus von Kraken Rum, dem alten Fotostudio des irischen Whiskeys The Sexton oder dem Geldermann-Jazzkeller, wo sich die neue Édition Musique präsentierte, um nur einige Beispiele zu nennen. An einer großen Hauptbar zeigte das Unternehmen seine Marken noch einmal im Überblick. Insgesamt ein Auftritt, mit dem die Bremer nach zahlreichen stattlichen Übernahmen der letzten Monate als neuer Big Player der Branche Flagge zeigten.
„A New Era“ lautete auch bei Hardenberg-Wilthen das Motto. Unter dem Namen „Hardenberg Distillery“ stellt sich das Traditionsunternehmen neu auf. Hochwertige heimische Spirituosen vom Hardenberg, darunter die neuen Whiskeys der Marke Beverbach, sollen langfristig zu einem weiteren Standbein aufgebaut werden (wir berichteten). Dementsprechend standen in diesem Jahr eben diese heimischen Produkte auch im Mittelpunkt des Auftritts beim Bar Convent, allen voran der Hardenberg-Blend Dreikorn und der neun Jahre gereifte Hardenberg Vintage. Ebenfalls Messepremiere feierte der gerade gelaunchte Wodka Kinetic.
Eigene Marken – eher als die Distributionsmarken – rückte auch Borco-Marken-Import an seinem großen Messestand in den Fokus. Das Licht der Branchenöffentlichkeit erblickte der kürzlich auf den Markt gebrachte Margaretes Doppelwacholder, der vom Gin-Trend ebenso profitieren soll wie von der wachsenden Nachfrage nach regional verorteten Produkten. Er löst den früher unter der Dachmarke Helbing angesiedelten Doppelwacholder ab, der nicht nur einen neuen Namen und ein neues Outfit bekam, sondern auch eine veränderte Rezeptur. So lagerte das Destillat für „Margarete“ in Fässern aus Wacholder-Holz.
Auch den Helbing Kümmel will man, nicht zuletzt über die Kontakte beim BCB, über den Norden Deutschland hinaus noch stärker bekannt machen, wie Geschäftsführerin Dr. Tina Ingwersen-Matthiesen im Gespräch mit Getränke-News unterstrich. Auch er gewinne durch seinen klaren Ursprung vom Trend zur Regionalität und sei in letzter Zeit bereits deutlich gewachsen. Neben dem Süden der Republik hat Borco für das Hamburger Original sogar das Exportgeschäft im Blick. Da der BCB immer internationaler werde, finde man in Berlin zahlreiche ausländische Ansprechpartner, so die Borco-Chefin erfreut.
Großer Auftritt für kleine Marken
„Spot an für die Incubator Brands“, hieß es derweil bei Diageo, die sich mehrere Räume im sogenannten Viadukt der Station Berlin reserviert hatten. „Wir wollen in diesem Jahr unseren kleineren Marken eine größere Plattform bieten“, erklärte die fürs Reserve-Portfolio verantwortliche Senior C&E-Managerin Janina Jahns dazu. Eigene Bars gab es da unter anderem für den Tequila Casamigos, den Irish Whiskey Roe & Co. und die Belsazar-Vermouths. Erstmals auf dem Bar Convent präsentierte sich die ganz neu entwickelte Marke Copper Dog. Der schottische Blended Malt soll ins hochklassige Reserve-Portfolio eingegliedert werden und jüngere Zielgruppen an die Kategorie heranführen.
Am Stand von De Kuyper war ein großes Thema der Wechsel zu Beam Suntory, die zum Juli Borco als deutschen Distributeur abgelöst haben. Beide Unternehmen würden in den USA bereits lange zusammenarbeiten und wollten nun ihre Synergien gerne auch am deutschen Markt nutzen, erklärte dazu De Kuyper-Geschäftsführer Mark de Witte: „Unsere Portfolios passen einfach gut zusammen.“ Unter der bereits vor Jahren ausgegebenen Maxime „Own the Cocktail“ planen die Niederländer, das Potenzial der weltweit führenden Likörrange am hiesigen Markt noch stärker zu nutzen.
Cocktails „demokratisieren“
Dazu soll die Marke stärker als bisher auch in die Mainstream-Bars vordringen, um das Cocktail-Thema zu „demokratisieren“. Einfachere Drinks mit wenigen Zutaten zu promoten, die man auch zu Hause zubereiten kann, ist laut de Witte ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Gleichzeitig sieht man bei De Kuyper auch Chancen in dem gehobeneren Segment – und stellte in Berlin Premiumprodukte vor wie den Creamlikör Dutch Cacao und die drei Sorten umfassende Range namens Muyu, die in Kooperation mit internationalen Top-Bartendern entwickelt wurde und ab November von Beam Suntory in den Markt eingeführt werden soll. Beide heben sich – auch optisch – deutlich von der bekannten De Kuyper-Linie ab und sollen preislich zwischen 25 und 30 Euro angesiedelt werden.
Für die Niederländer und viele andere teilnehmende Unternehmen geht der Bar Convent am heutigen Mittwoch sicherlich wieder mit großem Erfolg zu Ende. Mit 446 Ausstellern und über 15.000 Besuchern aus etwa 86 Ländern hat die Messe auch 2019 wieder alle Rekorde gebrochen. Da der BCB deshalb inzwischen „aus allen Nähten platzt“, steht im nächsten Jahr erneut ein Umzug an: 2020 wird der Bar Convent in den Berliner Messehallen stattfinden, wie der Veranstalter meldet.